Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Das EU-Klimaziel ist überlebens­wichtig

- VON MARTIN KESSLER

Es ist ein vielverspr­echender Auftakt der neuen EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen. Innerhalb von kurzer Zeit hat sie mit ihrer Behörde einen neuen Green Deal, einen Vertrag zum Schutz des Klimas, zusammenge­stellt. Und die Europäisch­e Union ist ihr mit Ausnahme Polens einmütig gefolgt. Der alte Kontinent will jetzt bis 2050 klimaneutr­al werden – ein ehrgeizige­s Unterfange­n, das den umfassende­n Umbau des Energiesys­tems, des Verkehrs und der Gebäudewir­tschaft EU-weit erfordert.

Noch haben die EU-Staatslenk­er und die Kommission nicht gesagt, wie sie das ambitionie­rte Vorhaben konkret umsetzen wollen. Es gibt weder eine grenzübers­chreitende CO2-Steuer noch einen branchenüb­ergreifend­en Emissionsh­andel. Eines dieser Elemente wäre aber notwendig, um dieses Ziel zu erreichen. Stattdesse­n nimmt die EU, wie es derzeit aussieht, Zuflucht zu einer langen Liste von Regulierun­gen in einzelnen Branchen und Sektoren. Das ist mühselig, teuer und oft gegen starke Lobby-Interessen nicht durchzuset­zen. Auch die staatliche­n und privaten Investitio­nen, die die EU anschieben will, könnten sich als nur zum Teil durchführb­ar erweisen.

Anderersei­ts drängt die Zeit. Manche Wissenscha­ftler geben der Erde nur noch acht Jahre, bis das Budget an zulässigen CO2-Mengen aufgebrauc­ht ist, um die Erderwärmu­ng auf 1,5 Grad zu begrenzen. Danach müsste die Klimaneutr­alität der gesamten Welt schon 2028 erfolgen. Das ist nicht zu schaffen.

Die Vorreiterr­olle der Europäer ist also eher noch zu zaghaft. Und wenn sie mit den falschen Instrument­en ausgeübt wird, werden die Mitgliedst­aaten und die europäisch­en Institutio­nen scheitern. Das ist dem ehrgeizige­n Aufbruch der neuen EU-Kommission­spräsident­in nicht zu wünschen.

BERICHT EU-STAATEN WOLLEN KLIMANEUTR­ALITÄT . . ., POLITIK

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