Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Das Licht der Welt erblicken
In der Adventszeit weckt der Kerzenschein Hoffnung auf ein sinnerfülltes Leben.
Wenn es dunkel ist oder wird, macht man besser das Licht an. Um besser sehen zu können oder sich einfach nur besser zu fühlen. Licht ist etwas Gutes: als sogenannter Stimmungsaufheller wie auch als eine Quelle der Erkenntnis. Vom Licht der Aufklärung ist manchmal auch die Rede. Der Advent kennt eine ausgesprochene Lichtdramaturgie mit den vier Kerzen, die nach und nach an den vier Sonntagen im Dezember angezündet werden und den Raum von Woche zu Woche heller machen. Eigentlich ist es wie ein Lichtstrahl, der mit zunehmender Leuchtkraft auf die Geburt Christi weist. „Ich bin das Licht der Welt“, wird Jesus später von sich sagen. Und: „Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“Nicht zufällig ereignet sich die Geburt des Jesuskindes kurz nach der Wintersonnenwende. Nach diesem astronomischen Stichtag werden die Tage wieder länger, wird das Dunkel immer mehr zurückgedrängt. Der Frühling ist zwar noch nicht greifbar, erst recht nicht der Sommer. Doch zumindest sind jetzt die Tage des Winters angezählt. „Ich bin das Licht der Welt.“Natürlich ist das ein großes Versprechen. Aber auch das gehört zum Licht: Es verströmt Zuversicht und richtet sich auf Zukünftiges. Wie etwa das Friedenslicht
aus Bethlehem, das an diesem dritten Advent auf seiner weiten Reise von der Geburtsgrotte Christi auch in Nordrhein-Westfalen eintreffen wird. Was für ein großer Wunsch in dieser kleinen Flamme steckt! Und was für eine Hoffnung, die wir in die Geburt jedes Neugeborenen setzen. Wenn Kinder das Licht der Welt erblicken, ist damit nicht die grelle OP-Lampe gemeint, sondern genau diese Zuversicht auf ein sinnerfülltes Leben in einer friedliebenden, gerechten Welt. Auch diese Hoffnung steckt für mich im Kerzenschein des Advents.
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