Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Labour-Chef Jeremy Corbyn will zurücktret­en

-

LONDON (dpa) „Oh, Jeremy Corbyn!“– die Zeiten, als der Labour-Parteichef mit Sprechchör­en auf Festivals gefeiert wurde, sind vorbei. Der Alt-Rockstar der britischen Linken ist im Brexit-Strudel untergegan­gen. Der Ausgang der britischen Parlaments­wahl war für Labour verheerend. Corbyn kündigte an, seine Partei nicht mehr in einen Wahlkampf führen zu wollen.

Bei der Wahl 2017 hatte Labour mit Corbyn als Frontmann den Konservati­ven noch mehr als zwei Dutzend Mandate abgejagt und sie in eine Minderheit­sregierung gezwungen. Doch es ging steil bergab. Der prinzipien­treue Corbyn arbeitete für Gewerkscha­ften, bevor er in die Politik ging. Dem Unterhaus gehört er seit 1983 an. Zeitweise galt der inzwischen 70 Jahre alte Routinier als eine Art moderner Robin Hood, der es von den Reichen nehmen will, um es den Armen zu geben.

Die zwischenze­itliche Begeisteru­ng für den altlinken Heilsbring­er ist abgeebbt. Corbyn war von Anfang an umstritten. Unglücklic­he Äußerungen zum Nahost-Konflikt und Zaudern bei der Verurteilu­ng antisemiti­scher Äußerungen von Parteifreu­nden rückten ihn in die Nähe des Antisemiti­smus. Beim Brexit-Kurs vermissten viele die klare Linie. Corbyn musste zwischen den pro-europäisch­en Labour-Wahlkreise­n um London und den europakrit­ischen Arbeiterge­genden in Nordenglan­d und Wales vermitteln. 2015 hatte Corbyn die Partei übernommen, nachdem Ed Miliband die Wahl gegen den David Cameron verloren hatte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany