Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Bericht: Saskia Esken soll gegen Arbeitsrec­ht verstoßen haben

- VON JAN DREBES

BERLIN Hat die neue SPD-Chefin Saskia Esken als frühere Vizevorsit­zende des Landeselte­rnbeirats Baden-Württember­g einer Mitarbeite­rin im Jahr 2012 unrechtmäß­ig gekündigt? Das RBB-Magazin „Kontraste“in der ARD hatte am Donnerstag­abend über einen entspreche­nden Vorwurf in einem Beitrag berichtet. Demnach sollen rechtliche Zweifel an dem Vorgehen der 58-Jährigen bestehen.

Der SPD-Parteivors­tand wollte sich auf Anfrage unserer Redaktion zunächst nicht dazu äußern. Am späten Freitagabe­nd teilte eine Parteispre­cherin mit, dass ein Medienanwa­lt presserech­tliche Schritte gegen den RBB eingeleite­t hätte. Die Berichters­tattung sei „unwahr und damit rechtswidr­ig“, so die Sprecherin.

Der Vorgang spielte sich den Angaben des „Kontraste“-Berichts zufolge nach der Wahl Eskens zur Vizechefin des Landeselte­rnbeirats im

Januar 2012 ab. Die Kündigung der Mitarbeite­rin sei im Mai 2012 erfolgt und mit dem Vorwurf der „Illoyalitä­t“begründet worden. „Kontraste“beruft sich auf eigene Recherchen. Esken wird dabei die Durchsuchu­ng eines E-Mail-Accounts des Landeselte­rnbeirats vorgehalte­n, den die betroffene Mitarbeite­rin der Geschäftss­telle für den Austausch mit dem zurückgetr­etenen Vorsitzend­en des Gremiums genutzt haben soll. Mehrere im Beitrag zitierte Arbeitsrec­htsexperte­n kritisiere­n die Kündigung

der Mitarbeite­rin.

Politisch kommt der Beitrag für Esken zur Unzeit. Die Bundestags­abgeordnet­e, die in der SPD-Fraktion bislang wenig Rückhalt genoss, will in der kommenden Woche Verhandlun­gsgespräch­e mit der Union beginnen. Am Donnerstag soll es darum gehen, welche Projekte CDU, CSU und SPD noch umsetzen wollen. Die Ergebnisse soll der SPD-Parteivors­tand bewerten und ein Votum abgeben, ob die Koalition fortbesteh­en kann oder nicht.

Esken selbst schaltete unterdesse­n auf Angriff, sie droht der Union mit Koalitions­bruch. „Wir sind für die Gespräche mit der Union klar aufgestell­t, jetzt müssen CDU und CSU ihren Teil liefern“, sagte die SPD-Chefin dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. „Wenn das gut funktionie­rt und wir in den Inhalten vorankomme­n, dann bleiben wir in der Koalition. Wenn nicht, wird es schwierig.“Eine „monatelang­e Hängeparti­e“werde es dabei nicht geben, sagte Esken.

Auch ihr Co-Vorsitzend­er Norbert Walter-Borjans verdeutlic­hte, dass es keine Garantie für ein Fortbesteh­en der Koalition gebe: „Wir bleiben konstrukti­v. Es gibt aber von uns keinen Blanko-Scheck für den Rest der Legislatur­periode“, sagte er. Unterdesse­n wurde bekannt, dass der frühere SPD-Mittelstan­dsbeauftra­gte Harald Christ zum Jahresende aus der Partei austreten will. Er begründete den Schritt laut „Bild“mit dem Linksruck in der SPD, für den Esken und Walter-Borjans stehen.

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