Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Ab Sonntag gilt der neue Bahnfahrplan
Während im Nahverkehr die Preise steigen, zugleich aber auch deutlich mehr Verbindungen angeboten werden, halten sich die Auswirkungen für den Fernverkehr ab und nach NRW in Grenzen. Dort sinken die Ticketpreise.
DÜSSELDORF An diesem Sonntag tritt das in Kraft, was Bahn-Experten „den großen Fahrplanwechsel“nennen. Die Deutsche Bahn und zahlreiche andere Eisenbahn-Verkehrsunternehmen passen an.
Im Fernverkehr fällt für Bahnkunden die übliche Fahrpreiserhöhung in diesem Jahr aus. Schon zum Neujahrstag könnten Fahrkarten sogar zehn Prozent billiger werden – sofern Bundestag und Bundesrat vor Weihnachten die Mehrwertsteuer senken. „Wir halten Wort“, sicherte zumindest ein Bahnsprecher zu. In jedem Fall aber senkt die Bahn am 1. Januar den Super-Sparpreis, der dann bei 17,90 Euro beginnt, zwei Euro weniger
Für NRW halten sich die Neuerungen für den Fernverkehr in Grenzen. Als größte Verbesserung preist die Bahn den zusätzlichen Einsatz neuer ICE 4. Alle drei Wochen werde ein neuer Zug in Betrieb genommen und komme nun auch Bahnreisenden in NRW zugute, heißt es vonseiten des Staatskonzerns. Bis 2025 soll die ICE4-Flotte von 39 auf 137 Züge anwachsen.
Verbessern wird sich mit dem Winterfahrplan das Angebot zwischen Köln und Hamburg. Nach Angaben der Bahn soll der Takt auf bis zu sechs ICE oder IC pro Tag und Richtung ausgebaut werden. Zudem ist in den Abendstunden der zusätzliche Einsatz von sogenannten Sprintern geplant. Diese fahren ohne weitere Zwischenhalte von Hamburg über Essen, Duisburg, Düsseldorf nach Köln. Reisende vom Niederrhein können ab dem Herbst 2020 etwas komfortabler in die Hauptstadt reisen: Ab November fährt morgens um 8.50 Uhr ein IC von Neuss über das Ruhrgebiet, Münster nach Berlin. Im Laufe des Jahres sollen zudem einzelne Verbindungen auf der Achse zwischen Köln/Aachen und Berlin von derzeit noch IC auf die schnelleren ICE umgestellt werden.
Weil sich die Deutsche Bahn weitestgehend aus dem Nachtzuggeschäft verabschiedet hat, ist die Österreichische Bundesbahn eingesprungen. Neu ist vom 19. Januar an die Nightjet-Verbindung Wien-Brüssel über München und Frankfurt. Die Züge halten unterwegs in zwölf deutschen Städten – darunter auch Köln und Düsseldorf.
Auch Kunden im Regio- und Nahverkehr müssen sich auf einige Änderungen einstellen. So wird beispielsweise Mönchengladbach besser an das Ruhrgebiet angebunden. Auf der RE 6, dem Rhein-Weser-Express, werden vom Anbieter National Express künftig die neuen RRX-Züge eingesetzt. Zwar ändert sich an der Frequenz zunächst nichts, allerdings haben die Züge nicht nur Platz für mehr Reisende, sondern könnten wegen der höheren Beschleunigung auch Verspätungen besser aufholen.
Ein Wermutstropfen ist der Taktbruch in Duisburg bei der S1. Während die Linie in Fahrtrichtung Süden
im 20-Minuten-Takt verkehre, fahren die Züge zwischen Duisburg und Essen jedoch nur im 30-Minuten-Takt. Für viele Bahnkunden heißt das: mehr Wartezeit einplanen.
Ein notwendiges Ärgernis für viele Pendler sind die Baustellen. Schon mit dem Fahrplanwechsel wird es zwischen Düsseldorf und Neuss massive Behinderungen geben, weil Düsseldorf-Bilk zu einem Regionalexpress-Halt aufgewertet wird.
Gewöhnen müssen sich VRR-Kunden auch an die neuen Fahrkartenautomaten. Die Firma Transdev übernimmt mit dem Fahrplanwechsel deren Betrieb. Wer im Nahverkehr unterwegs ist, muss sich sein Ticket fortan an einem VRR-grünen Automaten ziehen, auch Fernverkehrstickets lassen sich darüber buchen. Noch nicht zum Fahrplanwechsel, aber zum 1. Januar verteuern sich die Preise im VRR. Während Gelegenheitsfahrer verschont bleiben, müssen Abo-Kunden im Schnitt 1,8 Prozent mehr bezahlen. (mit dpa)