Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Virtuell unterwegs durch Schloss Burg

Museen sind Hüter historisch­er Ereignisse. Dass dies nicht verstaubt und langweilig sein muss, beweist eine App, in der die Besucher von einem virtuellen Museumsfüh­rer durch den Rittersaal begleitet werden.

- VON ÖZGE KABUKCU

SOLINGEN Große Wandgemäld­e im Rittersaal von Schloss Burg erzählen die Ereignisse über die wohl berühmtest­e Schlacht des Mittelalte­rs. Die Reise zurück in das 13. Jahrhunder­t kann aber für Kinder und Jugendlich­e durchaus schnell ermüdend werden. Aber was ist, wenn plötzlich Graf Adolf V. von Berg – der wichtigste Protagonis­t der Schlacht von Worringen – mit seinem weißen Pferd mitten drin im Raum steht? Dreidimens­ional und in Lebensgröß­e. Hier trifft Historie auf Hightech.

Ein informativ­er Rundgang durch die historisch­e Anlage von Schloss Burg funktionie­rt auch ohne echten Museumsfüh­rer. Die virtuelle Computerfi­gur erzählt den Besuchern mit Hilfe einer App die Geschichte und Hintergrün­de des Schlachtge­schehens

„Aus museumspäd­agogischer Sicht ist dies ein großer Fortschrit­t“

Klaus Hinger Schatzmeis­ter und Geschäftsf­ührer des Schlossbau­vereins

und ermöglicht somit eine Zeitreise in die Vergangenh­eit.

Nicht nur der Museumsbes­uch soll damit realer gestaltet werden. „Auch aus museumspäd­agogischer Sicht ist dies ein großer Fortschrit­t“, erklärt Klaus Hinger, Schatzmeis­ter und Geschäftsf­ührer des Schlossbau­vereins. „Da stehen Menschen hilflos vor diesem Bild. Und wer kann die Geschichte besser erklären, als die Hauptfigur selbst.“

Die App „Schloss Burg AR“lässt sich vor Ort ganz einfach im App-Store über den freien WLAN-Zugang „SchlossBur­gOffen“herunterla­den und läuft auf allen IOS- sowie Android-Geräten. Augmented Reality (AR), auch erweiterte Realität genannt, bezeichnet die computerge­stützte Erweiterun­g der Realitätsw­ahrnehmung. Diese visuelle Ergänzung beziehungs­weise Überlageru­ng der Wirklichke­it mit computerge­nerierten Zusatzinfo­rmationen, Texten, Bildern oder anderen virtuellen Objekten kennen viele bereits aus Fußball-Übertragun­gen, wenn zum Beispiel die Abseitslin­ie eingeblend­et wird.

„Das Besondere an dieser App ist, dass man den Graf an jedem Ort auf der ganzen Welt erscheinen lassen kann“, erklärt Annabelle Hoppe von der Marketing-Abteilung. Denn wer sich beispielsw­eise die Geschichte von dem Grafen zuhause oder außerhalb Deutschlan­ds erzählen lassen möchte, kann dies ohne weitere Probleme tun. Vorausgese­tzt es gibt einen Internetzu­gang – „und das Smartphone ist nicht“, wie Hinger sagt, „all zu alt“.

Nachdem die App geöffnet wurde kann der Benutzer im Menü zwischen vier Sprachen wählen. Neben Deutsch, kann das Statement von Adolf V. auch in Englisch gehört werden. Zudem gibt es für spanische oder französisc­he Besucher die Version in deren Sprache per Untertitel. Weitere Sprachen sind in Planung.

Im nächsten Schritt stehen zwei Optionen zur Verfügung, in der die Positionie­rung des Handys gewählt werden muss. Bei der Option „Stelle mich auf Bild“handelt es sich um Smartphone­s ohne Bodensenso­ren. Hierbei muss die Handykamer­a für die Bilderkenn­ung entweder auf einen fünf Euroschein, einen ein Dollarsche­in oder die Vorderseit­e eines Reisepasse­s gerichtet werden. Nachdem das Handy den Gegenstand erkannt hat, kann die Szene gestartet werden. Bei der zweiten Option „Stelle mich auf Boden“handelt es sich um Handys mit Bodensenso­ren, die den Boden als solches erkennen. Wenn sich Graf Adolf platziert hat, kann die Szene gestartet werden. Allerdings sollte der Raum hell sein und über ausreichen­d Platz verfügen.

„Das Besondere an dieser App ist, dass man den Graf an jedem OPrt auf der ganzen Welt erscheinen lassen kann“

Annabelle Hoppe Marketing

Noch berichtet Adolf V. nur über das Gefecht und den Sieg seines Heeres. Doch zukünftig sollen auch weitere Charaktere auftauchen, die über ihre Geschichte­n erzählen. „Anne von Kleve zum Beispiel“, sagt Klaus Hinger. Sie wuchs auf Schloss Burg auf und war, wenn auch nur für eine kurze Zeit, Königin von England. Darüber hinaus seien weitere Ideen wie Hologramme in der Planungsph­ase. So könnte beispielsw­eise der Graf von Berg in der Ahnengaler­ie erscheinen und seine Erlebnisse schildern.

Um Graf Adolf V. zu zeigen, wie schön es woanders auf der Welt ist, wie Annabelle Hoppe sagt, kann er überallhin mitgenomme­n werden. Ob im Urlaub oder auf Geschäftsr­eise, der Graf soll als Botschafte­r fungieren und die Welt bereisen.

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FOTOS: MEUTER / KABUKCU Die ehemaligen Herrscher sind auf Schloss Burg. Im Vorhof wacht Engelbert auf seinem Pferd, am Eingang zum Rittersaal Graf Adolf II.
 ??  ?? Redaktions­mitglied Özge Kabukcu probiert die App im Rittersaal von Schloss Burg aus und lässt sich mit Graf Adolf V. fotografie­ren.
Redaktions­mitglied Özge Kabukcu probiert die App im Rittersaal von Schloss Burg aus und lässt sich mit Graf Adolf V. fotografie­ren.

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