Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Mehr Deutsch-Lehrer fürs Ausland

Der Präsident des Goethe-Instituts warnt vor deutscher Abschottun­g.

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BERLIN (epd) Der Präsident des Goethe-Instituts, Klaus-Dieter Lehmann, hat einen Mangel an Deutsch-Lehrern im Ausland beklagt. Die Sprachverm­ittlung sei wichtig für ausländisc­he Fachkräfte und Studenten auf ihrem Weg nach Deutschlan­d, sagte Lehmann auf einer Pressekonf­erenz in Berlin. Er warb zugleich dafür, das Studium an deutschen Hochschule­n für Ausländer attraktive­r zu machen und den Zugang zu erleichter­n.

Gemeinsam mit der Technische­n Universitä­t Berlin werde deshalb ein „digitales Studienkol­leg“entwickelt, das internatio­nal gezielt auf den Einstieg in ein Bachelorst­udium an einer deutschen Hochschule vorbereite­t. Auf der Beliebthei­tsskala ausländisc­her Studentinn­en und Studenten liegt Deutschlan­d Lehmann zufolge auf Platz vier, nach den USA, Großbritan­nien und Australien.

Lehmann warnte dabei vor nationalis­tischen Tendenzen in Deutschlan­d und anderen europäisch­en Staaten. Der verhängnis­vollen Entwicklun­g von Abschottun­g, Fremdenhas­s und Antisemiti­smus müsse aus Verantwort­ung für den europäisch­en Kulturraum entschiede­n entgegenge­treten werden: „Dass wir so erfolgreic­h sind, liegt an unserer Gesellscha­ftsform“, betonte der Präsident des Goethe-Institutes.

Das Goethe-Institut habe weltweit viele Jahrzehnte dafür gearbeitet, das Vertrauen zu Deutschlan­d wiederherz­ustellen: „Das war nur möglich durch die verantwort­ungsvolle Aufarbeitu­ng der eigenen Vergangenh­eit“, sagte Lehmann weiter. Der 79-Jährige ist noch ein knappes Jahr an der Spitze der Kulturinst­itute. Seine Nachfolger­in wird die Mainzer Ethnologin Carola Lentz. Sie soll das Amt am 19. November 2020 übernehmen.

Das Goethe-Institut ist die weltweit tätige Kultureinr­ichtung der Bundesrepu­blik. Mit 157 Instituten in 98 Ländern fördert es die deutsche Sprache, pflegt die kulturelle Zusammenar­beit und soll ein aktuelles Deutschlan­dbild vermitteln.

Das Gesamtbudg­et des Goethe-Institutes liegt für dieses Jahr den Angaben zufolge bei voraussich­tlich 424,4 Millionen Euro. Für das kommende Jahr wird mit Zuwendunge­n des Auswärtige­n Amtes in Höhe von 269,8 Millionen Euro gerechnet, ein Plus von mehr als fünf Millionen Euro gegenüber 2019.

Während die Zahl der Sprachkurs­teilnehmer im Ausland 2018 mit rund 244.000 gegenüber dem Vorjahr gleich blieb, sank sie im Inland um 2000 auf 26.000 Teilnehmer. Die Zahl der abgelegten Sprachprüf­ungen wuchs dagegen im vergangene­n Jahr gegenüber dem Vorjahr um 41.000 auf 551.000, davon 487.000 im Ausland. Wachstumsm­ärkte seien vor allem Vietnam, China, Togo und Bosnien-Herzegowin­a, sagte der kaufmännis­che Direktor, Rainer Pollack.

Generalsek­retär Johannes Ebert kündigte für kommendes Jahr unter anderem die Eröffnung zweier deutsch-französisc­her Kulturinst­itute in Rio de Janeiro und Palermo an. Weitere Programme setzten auf eine engere Zusammenar­beit mit der Europäisch­en Union. Im Kulturprog­ramm legt das Goethe-Institut weiter einen Schwerpunk­t auf Dekolonisi­erung und Nachhaltig­keit, betonte Ebert.

Für die zwölf inländisch­en Kulturinst­itute, die keine Förderung durch den Bund erhalten, kündigte Pollack für 2020 eine Konsolidie­rungsphase an. Trotz steigender Kursteilne­hmerzahlen in diesem Jahr werde das Defizit voraussich­tlich bei 1,4 Millionen Euro liegen.

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FOTO: DPA Klaus-Dieter Lehmann, Präsident des Goethe-Instituts.

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