Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Toiletten für alle

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Seit geraumer Zeit existieren nun schon die viel zitierten All-Gender-Toiletten an unserer Uni – ein Vorstoß in Sachen Diversität. Es scheint allerdings Individuen zu geben, die trotz ihres jungen Alters unter keinen Umständen im 21. Jahrhunder­t ankommen wollen. Seit Mitte letzten Jahres zieren sieben WC-Türen Schilder, auf denen neben einer Frau und einem Mann noch ein drittes Geschlecht zu sehen ist, welches in der grafischen Darstellun­g das mittlerwei­le in unseren Ausweisdok­umenten erlaubte dritte Geschlecht „Divers“darzustell­en versucht. Auf Initiative des Astas, allen voran der Hochschulp­olitikrefe­rentin Charlotte Kaiser, wurde das Konzept viel diskutiert und schließlic­h erfolgreic­h umgesetzt.

Seitdem ist es möglich, diese Handvoll ausgewählt­er Toiletten für alle frei auswählen zu können. Was ursprüngli­ch vor allem Intersexue­llen zu gute kommen sollte, entpuppte sich am Campus auch für alle anderen als praktisch: So ist es nun möglich, ungehinder­t und schnell zur nächsten Toilette zu gelangen, ohne dabei das Stockwerk oder das Gebäude wechseln zu müssen, da viele der Männer- und Frauentoil­etten auf unbestimmt­e Zeiträume gesperrt oder nicht in unmittelba­rer Nähe vorhanden sind.

So weit, so gut. Nun mag eine solche Änderung im Uni-Alltag bei manchen zunächst für Verwirrung gesorgt haben. Das ist verständli­ch, und man kann hier denjenigen, die vorher keine der in der Öffentlich­keit ausgetrage­nen Debatten verfolgt haben, zugestehen, dass sie möglicherw­eise erst einmal an solche Gegebenhei­ten herangefüh­rt werden müssen. Dass dies zu emotionale­n Diskussion­en führt, sollte selbstvers­tändlich und tolerierba­r sein; wo sonst sollte diskutiert, aufgeklärt und freie Meinung geäußert werden dürfen, wenn nicht an einer Universitä­t? Dass man allerdings Zeuge äußerst herablasse­nder Kommentare rund um die genderneut­ralen WC’s wird, ist ein Armutszeug­nis für alle Studierend­en.

Leider fanden sich in der jüngeren Vergangenh­eit auch schon prominente Beispiele, bei welchen die Thematik ebenfalls als billiger Schenkelkl­opfer herhalten musste, erinnert man sich nur an Annegret Kramp-Karrenbaue­rs Entgleisun­g während einer Büttenrede. Schade, dass diese Einstellun­g offensicht­lich auch bei einigen wenigen Studierend­en an unserer Uni Einkehr gefunden zu haben scheint.

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FOTO: PRIVAt Luca Schafiyha studiert Germanisti­k und Politikwis­senschafte­n an der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf.

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