Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Familienzu­wachs aus dem Tierheim

Im Heim warten viele Tiere auf ein neues Zuhause. Zukünftige Tierhalter sollten sich vor der Anschaffun­g jedoch genau überlegen, welche Bedürfniss­e Hunde, Katzen oder Meerschwei­nchen haben.

- VON BRIGITTE BONDER

Wer sich dazu entscheide­t, ein neues Familienmi­tglied aus dem örtlichen Tierheim zu holen, sollte sich frühzeitig mit den Ansprüchen der verschiede­nen Tierarten auseinande­rsetzen. „Ein Hund beispielsw­eise kostet relativ viel Zeit“, erklärt Lea Schmitz, Sprecherin des Deutschen Tierschutz­bundes. „Man muss mehrmals täglich mit ihm raus und kann ihn nicht während der Arbeit acht Stunden alleine lassen.“Eine Katze hingegen kann eher allein bleiben, braucht aber ihre Schmuse- und Spieleinhe­iten und neben Futter stets eine saubere Katzentoil­ette. Im Idealfall bieten Tierhalter ihrer Katze zudem Freigang nach draußen. Anspruchsv­oller als viele denken sind auch kleine Haustiere wie Kaninchen oder Meerschwei­nchen. „Mit einem kleinen handelsübl­ichen Käfig ist es nicht getan“, warnt Schmitz. „Die Tiere brauchen viel Auslauf und Beschäftig­ungsmateri­al und müssen mindestens zu zweit gehalten werden.“Auch Ziervögel wie Wellensitt­iche benötigen einen Partner und einige Stunden Freiflug pro Tag in einem sicheren Zimmer.

Über die Bedürfniss­e der Tiere können sich Interessen­ten beispielsw­eise im Tierheim informiere­n. Die Mitarbeite­r und Helfer achten darauf, dass Tier und zukünftige­r Halter zusammenpa­ssen. Das ist besonders wichtig, da jedes Tierheimti­er eine Geschichte mitbringt und einen ganz eigenen Charakter aufweist. Zukünftige Tierhalter sollten sich zudem Gedanken über die Betreuung des Tieres im Urlaub und über Kosten für Futter, Streu und Tierarzt machen. „Gerade in Familien

muss klar sein, dass Kinder nie allein die Verantwort­ung für ein Tier übernehmen können“, betont Lea Schmitz. „Als Eltern sollte man sich immer bewusst sein, dass man im Zweifel einspringe­n muss – ob beim Gassigehen oder beim Gehege säubern.“Wichtige Faktoren für die Entscheidu­ng sind auch eventuelle Allergien oder Einschränk­ungen zur Tierhaltun­g im Mietvertra­g. Wer sich nicht sicher ist, kann auch ein Tier auf Probe von Freunden oder Nachbarn betreuen.

Für Familien mit Kindern eignen sich am ehesten ein Hund oder ein Katze. Ob Mensch und Tier zusammen passen, hängt von der Sozialisie­rung

des Tieres in der Jugendphas­e ab. Wachsen Kind und Hund zusammen auf, verläuft das gemeinsame Miteinande­r meist problemlos, solange

Hunde oder Katzen eignen sich am ehesten für Familien

es klare Regeln für beide Seiten gibt. In jedem Fall sollte ein Familienhu­nd gut integriert und nicht ängstlich sein und sich bei Lärm oder wildem Toben jederzeit auf seinen Platz zurückzieh­en können, ohne durch die Kinder gestört zu werden. Katzen sind eigenständ­iger als Hunde, unter ihnen gibt es verschiede­nste

Charaktere. Welches Heimtier die perfekten Eigenschaf­ten für den neuen Halter mitbringt, weiß der Mitarbeite­r. „Kleine Heimtiere wie Meerschwei­nchen oder Kaninchen eignen sich lediglich zur Beobachtun­g, es sind keine Kuscheltie­re“, betont die Expertin. „Das muss von den Kindern akzeptiert werden.“Zudem sind einige Tiere nachtaktiv, wie zum Beispiel der Goldhamste­r und daher wenig geeignet. Wellensitt­iche oder Kanarienvö­gel benötigen Artgenosse­n und viel Platz zum Freiflug. Das macht sie für die meisten Kinder ebenfalls zu wenig attraktive­n Haustieren.

Vor der Adoption eines Heimtieres besucht der zukünftige

Halter das Tier in der Regel mehrmals. Bei Hunden beispielsw­eise ist regelmäßig­es Gassigehen angesagt. „Wenn man sich sicher ist, dass man ein Tier adoptieren will, dann schaut sich ein Mitarbeite­r des Tierheims zumindest bei Hunden und Katzen das neue Zuhause an“, erklärt Lea Schmitz. „Dies dient dazu sicherzust­ellen, dass das Tier es gut haben wird. Wenn alles passt, wird ein Vertrag unterzeich­net und der neue Halter zahlt eine Vermittlun­gsgebühr.“Diese hat einen symbolisch­en Wert und dient als Schutzgebü­hr, außerdem deckt sie einen Teil der Kosten, die im Tierheim für die Betreuung und Versorgung des Tieres angefallen sind.

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FOTO: GETTY IMAGES/HEDGEHOG94 Bevor man sich ein Tier aus dem Tierheim holt, sollte man sich dort gut über die Bedürfniss­e der Vierbeiner informiere­n.

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