Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Der Konstrukti­onsfehler des Klimapaket­s bleibt

- VON ANTJE HÖNING

Eigentlich war das Klimapaket der Bundesregi­erung in großen Teilen schon beschlosse­n, und in den adventlich­en Verhandlun­gen mit den Ländern ging es „nur“noch um Steuerfrag­en. Doch die Länder, insbesonde­re die, in denen die Grünen mitregiere­n, haben den Poker genutzt, um substanzie­lle Änderungen durchzuset­zen. Zu Recht hatten Klima- und Wirtschaft­sexperten kritisiert, dass der ursprüngli­ch geplante Einstieg in die CO2-Bepreisung mit zehn Euro je Tonne lächerlich niedrig ausfällt, zumal im europäisch­en Emissionsh­andel bereits mehr zu zahlen ist. Auf Druck der grünen Länder musste der Bund kräftig nachlegen: Nun startet man mit 25 Euro je Tonne. Das ist gescheit, schließlic­h sollen sich Verkehrsun­d Bauverhalt­en ändern. Umso unverständ­licher ist es, dass Bund und Länder zugleich an der Entlastung der Pendler festhalten, mehr noch: mit der weiteren Erhöhung der Pendlerpau­schale sogar eins drauflegen. Damit ist die Lenkungswi­rkung des CO2-Preises gleich wieder dahin. Wer Autofahrer dazu bringen will, auf alternativ­e Antriebe oder Verkehrsmi­ttel umzusteige­n, muss sie die CO2-Bepreisung auch spüren lassen und ihnen zugleich eine alternativ­e Infrastruk­tur anbieten. Doch schon der Bund wollte die Pendler schonen, und die Länder halten an dem grundlegen­den Konstrukti­onsfehler des Klimapaket­s fest. Erst recht nicht konnte man sich zu einem echten Emissionsh­andel durchringe­n.

Enttäusche­nd ist auch die Reaktion mancher Wirtschaft­sverbände. Die Chemie, die doch sonst gerne Klimaschut­z und Wettbewerb predigt, ruft gleich nach einer Art Pendlerpau­schale für ihre Branche. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass – so wird das nichts mit dem Klimaschut­z. Nach der Enttäuschu­ng des Klimagipfe­ls von Madrid kommt die Enttäuschu­ng von Berlin.

BERICHT KLIMASCHUT­Z MACHT SPRIT UND GAS . . ., WIRTSCHAFT

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