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Historiker: Vier LKA-Chefs waren NS-Verbrecher
DÜSSELDORF Das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt (LKA) hat sich in einer umfangreichen Forschungsarbeit erstmals mit seiner nationalsozialistischen Vergangenheit auseinandergesetzt. Dabei kam heraus, dass die ersten vier Behördenleiter nach Ende des Zweiten Weltkrieges in unterschiedlicher Form an schweren Verbrechen in der NS-Zeit beteiligt waren. „Alle vier Leiter kann man meiner Meinung nach als NS-Täter bezeichnen“, sagte der mit der Studie beauftragte Historiker Martin Hölzl vom sogenannten Geschichtsort Villa ten Hompel in Münster.
Friedrich Karst (erster LKA-Direktor von 1946 bis 1948) war laut Studie an der Ermordung von 71 Menschen am 13. April 1945 südwestlich von Wuppertal beteiligt. Sein Nachfolger
Friedrich D’heil (1948 bis 1958) war demnach unter anderem an der Ermordung eines bekannten dänischen Widerstandkämpfers am 4. Januar 1944 beteiligt. Oskar Wenzky (1959 bis 1964) soll die Deportation der „Sinti und Roma“in den Niederlanden erleichtert haben. Günter Grasner (1964 bis 1969) hat den Historikern zufolge als Befehlshaber einer Einheit Erschießungen im November 1942 zu verantworten.
Der aktuelle LKA-Chef Frank Hoever zeigte sich tief betroffen von den Forschungsergebnissen der Wissenschaftler. „Das Gutachten zeigt ein sehr bedrückendes Ergebnis. Das hat mich sehr erschüttert“, so Hoever. Der Ausgang der Nachforschungen sei zuvor völlig offen gewesen. Ziel sei die Klärung von möglichen Beteiligungen ehemaliger Amtsinhaber an NS-Unrechtshandlungen gewesen, so Hoever.
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) lobte die Vergangenheitsbewältigung. „Wer wissen will, wohin er geht, muss wissen, wo er herkommt“, sagte Reul. Das Ergebnis sei auch insofern erschreckend, als die vier LKA-Direktoren in ihrem Amt teilweise Seilschaften aus der NS-Zeit weiter pflegten, so Reul: „Aus heutiger Sicht hätten sie niemals mehr als Polizisten arbeiten dürfen.“