Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Künstliche Intelligenz als Comic
„KI, wir müssen reden“heißt ein spannender Essay in einfallsreichen Zeichnungen.
DÜSSELDORF (los) Jetzt ist die Künstliche Intelligenz sogar zum Comic-Helden aufgestiegen! Könnte man zumindest so meinen, wenn man das pechschwarze Heft in den Händen hält. Doch „KI, wir müssen reden“ist ein ziemlich guter Essay über das, was uns sorgt oder auch hoffen lässt und sich so diffus hinter Rechnern und in Smartphones zu verstecken scheint.
Was wir in den kleinen und oft auch witzigen Texten der Daten-Wissenschaftlerin Julia Schneider und der Grafikerin Lena Kadriye Ziyal schnell kapieren: KI muss nicht böse, aber auch nicht harmlos sein, es könnte aber zur Hoffnung für Vieles werden. Überraschenderweise für Geschlechtergerechtigkeit und soziales Wohlergehen; auch als wertvoller Impulsgeber für unser gesellschaftliches Zusammenleben. Wer KI pauschal verteufelt, wird zugeben müssen, schon mitten in der Hölle zu sein. Denn mit ihrer Hilfe folgen wir Empfehlungen, pflegen unsere sozialen Kontakte in diversen Netzwerken und orientieren uns im Straßenverkehr. Auch in Sachen Effizienz lässt sich wenig gegen die Hilfe von KI sagen. Ein Beispiel von vielen: 20 Juristen setzte man fünf Verträge vor mit der Aufgabe, darin 30 juristische Feinheiten zu identifizieren. Nach vier Stunden lag die Trefferquote der Menschen bis 85 Prozent; KI schaffte wackere 95 Prozent – aber in nur 26 Sekunden.
Solche Beispiele gibt es haufenweise. Und man erkennt schnell die Leidenschaft und Faszination der Autorin, die sich mit sechs Zeichnungen vorstellt. „Julia“, so heißt es, entschlüsselt gern unsere Welt, entdeckt gerne Muster in Daten. „Ich liebe an Daten, dass sie nicht strategisch antworten“, schreibt sie. Und formuliert darum die Bitte, KI zu entmystifizieren. Das Comic-Bild zeigt uns, wie das geht: Ein weißer Hase klettert aus dem Zylinder und führt auf diese Weise vor, wie aufgeladen die Debatte ist.
Julia Schneider möchte diesem Hokuspokus ein Ende machen. Natürlich gehören dazu immer auch berechtigte Bedenken wie Datenschutz und Überwachung. Doch darf das nicht gleich zu einer Verweigerungshaltung führen. Auf seine Weise ermuntert der Comic zu einem spannenden Dialog: KI, wir müssen reden.
Info Julia Schneider, Lena Kadriye Ziyal: „KI, wir müssen reden“. Epubli, 56 Seiten, 11,99 Euro