Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Gleichberechtigung kommt voran
Im WEF-Ranking liegt Deutschland auf Platz zehn und Island an der Spitze.
DAVOS (dpa) Mehr Frauen in der Politik, aber weiter zu wenige in der Wirtschaft: Das Weltwirtschaftsforum (WEF) hat Deutschland unterm Strich Fortschritte bei der Gleichberechtigung bescheinigt. Zugleich forderte die Organisation in ihrer Studie „Global Gender Gap Report 2020“rasche Schritte, um die Geschlechterlücke bei Managementpositionen und Gehältern zu schließen. Im globalen Ranking legte Deutschland um vier Plätze zu und ist nun Zehnter.
Zum elften Mal in Folge landete Island auf der Spitzenposition. Das Land habe die Lücke zwischen Männern und Frauen mittlerweile zu 88 Prozent geschlossen, urteilte das WEF. In Deutschland liegt die Lücke bei 78,7 Prozent. Auf Platz zwei und drei im Ranking landeten Norwegen und Finnland.
Beim aktuellen Tempo werde es noch etwa ein Jahrhundert dauern, bis die Gleichberechtigung weltweit abgeschlossen ist, so das WEF. „Das ist ein Zeitrahmen, den wir nicht akzeptieren können“, schrieb WEF-Gründer Klaus Schwab. „Am Vorabend der 2020er Jahre muss es das Ziel nationaler Anführer sowie von Top-Managern sein, eine fairere und inklusivere Wirtschaft aufzubauen.“Ohne die gleichberechtigte
„Eine längere Elternzeit für Väter würde helfen“
WEF-Report zur Lage in Deutschland
Einbeziehung der Frauen könnten Volkswirtschaften nicht zum Wohle Aller wachsen.
Wegen einer stärkeren politischen Beteiligung von Frauen ist die Gleichberechtigung in Deutschland nach Ansicht des WEF vorangekommen. Dazu trage bei, dass mit Angela Merkel weiter eine Frau an der
Regierungsspitze steht. Mittlerweile seien 40 Prozent der Ministerposten in Bund und Ländern mit Frauen besetzt. Weiterhin seien aber nur 30,9 Prozent der Parlamentarier Frauen. Groß seien nach wie vor die Unterschiede in der deutschen Wirtschaft: Dafür sei eine schnelle Reduzierung der Gehalts- und Einkommenslücke notwendig, forderte das WEF. Auch eine längere Elternzeit für Väter würde zur Geschlechtergerechtigkeit beitragen. SAP ist der erste Dax-Konzern, der eine Frau an der Spitze hat: Jennifer Morgan.
Aus Sicht des Gewerkschaftsbunds (DGB) muss Deutschland deutlich mehr für die Gleichberechtigung tun. DGB-Vize Elke Hannack forderte ein „richtiges Entgeltgleichheitsgesetz“, Quoten für Frauen in Führungspositionen, Parität in der Politik sowie Anreize für die Umverteilung von bezahlter Erwerbs- und unbezahlter Sorgearbeit.