Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Vom Weinen, Lachen und Vorfreuen aufs Fest
WERMELSKIRCHEN (resa) Die Eine mag Worte – das merkt man gleich. Kaum setzt Christina Brudereck an zu sprechen, da beginnt ihre Stimme zu wirken. Da nehmen die Worte Fahrt auf, hinterlassen Spuren, weil sie gerne zweideutig sind, weil sie irgendwie den Eindruck hinterlassen, wichtig und entscheidend zu sein. Und weil das, was sie sagt, nicht nur gut klingt, sondern Tiefgang mitbringt. Und der Andere? Er bringt das Genie eines passionierten Musikers mit und liebt so offensichtlich das, was er tut, dass der Funke im Handumdrehen ins Publikum springt. Ben Seipel improvisiert und zaubert am Klavier, bringt Melodien zusammen, die sich vorher nicht kannten. Spielt klassische Töne von Rainer Maria Klaas genauso engagiert wie Stücke von Coldplay. Und dann treffen diese beiden also zusammen – nicht nur im Leben, sondern auch auf der Bühne. Das Ergebnis ist atemberaubend, weil das eine durch das andere noch stärker und besser wird. Und das weiß das Publikum bei der Brotzeit im Gemeindehaus der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde zu schätzen.
Christina Brudereck und Ben Seipel sind als „2 Flügel“mit ihrem Programm „Weltjahresbestzeit“zu Gast – sie liest und erzählt, er singt und musiziert. Mal heiter und ausgelassen, mal kritisch, nachdenklich und zum Heulen schön. Ja, an Jungfrauengeburt könne sie schon glauben, habe eine Frau ihr mal erzählt, berichtet Christina Brudereck. Dann schmunzelt sie: Aber die Vorstellung von drei weisen Männern sei ihr schwer gefallen. Ein fröhliches Kichern breitet sich im vollen Saal aus. Oder der hier: Drei Blondinen sind im Wald auf der Suche nach einen Weihnachtsbaum. Nach drei Stunden geben sie auf: „Na gut“, sagt die eine, „dann nehmen wir einfach ne Tanne ohne Kugeln.“Ben Seipel spielt: „Oh Tannenbaum“. Der literarisch-musikalische Abend darf das – einfach mal kichern. Aber er bringt auch die tiefe, echte Weihnachtsbotschaft mit ihrer schallenden Vorfreude eindrucksvoll zum Klingen. Da erzählt die Autorin von ihrem Weihnachten in Südafrika, von ihrer unerwarteten Begegnung im jüdischen Café, von Chanukka und Weihnachtsfreude. Sie fleht um Friede. Und dann erzählt die Autorin die Weihnachtsgeschichte neu und stellt sich vor, der Wirt hätte in Bethlehem die Türen geöffnet. Seipel spielt: Macht hoch die Tür.
Sie berichtet von ihrer Faszination für Maria-Männer. Rainer Maria Rielke. Rainer Maria Klaas. „Ach“, sagt sie, „jeder Mann sollte eine Maria im Namen und einen Jesus unterm Herzen tragen.“Seipel spielt: Let it be.