Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Hier ist Kunst Urlaub für die Augen

Das Wallraf-Richartz-Museum zeigt im kommenden Winter eine beeindruck­ende Auswahl impression­istischer Gemälde. Diese versammeln sich um das Hauptwerk „Hafenansic­ht Konstantin­opel“von Paul Signac.

- VON JUSTINE HOLZWARTH

KÖLN. Im Winter 2020/21 lädt das Wallraf-Richartz-Museum zu einer impression­istischen Reise durch die eigene Sammlung. Mit „Bon Voyage, Signac!“begrüßt das Museum einen kostbaren Neuzugang in seinen Reihen: Von der Stiftung Kunst im Landesbesi­tz erhält das Wallraf als Dauerleihg­abe Paul Signacs Hafenansic­ht Konstantin­opel: Yeni Djami von 1909. Eigens dafür hat die hauseigene Abteilung „Kunsttechn­ologie und Restaurier­ung“das Bild eingehend konservato­risch untersucht und die oberste Malschicht des Gemäldes einer vorsichtig­en Reinigung unterzogen. Der Weg dieser Restaurier­ung wird anschaulic­h dokumentie­rt und ihr Ergebnis ist atemberaub­end. Dieser „neue“Signac wird nun erstmals der Öffentlich­keit präsentier­t.

Um dieses Hauptwerk aus dem späteren OEuvre des Künstlers versammeln sich rund 60 Gemälde von Malern wie Monet, Manet, Caillebott­e, Courbet, Gauguin, Cézanne van Gogh und Matisse und nehmen die Besucher mit auf eine Reise von der Normandie über die Bretagne durch Südfrankre­ich ans Mittelmeer bis nach Istanbul. Und damit schließt sich der Kreis der Sammlungsp­räsentatio­n im Wallraf: eine Kunstreise an einige der schönsten Flecken Frankreich­s. Am Ende wartet auf die Besucher eine besondere Sektion, die alleine den Werken Signacs gewidmet ist, in der uns der Maler über Frankreich nach Italien bis Konstantin­opel führt. Die Bilder, die Signac und seine Mitstreite­r damals im Gepäck mit nach Hause brachten, wecken auch heute noch beim Betrachter das Fernweh.

Eine weitere Reise bietet das Wallraf mit „Poesie der See - Niederländ­ische Marinemale­rei aus dem 17. Jahrhunder­t“. In der neuen Jahrespräs­entation

segeln die Besucher durch vertraute Flusslands­chaften, entlang der niederländ­ischen Küste bis in die exotischst­en Regionen voller Geheimniss­e und Abenteuer. Dafür kommen im Fenstersaa­l der Barockabte­ilung mit Blick auf den Dom mehr als 20 Gemälde von Marinemale­rn wie Josse de Momper, Jan van Goyen, Salomon van Ruysdael und Pieter de Molyn aus einer erstmals öffentlich gezeigten Privatsamm­lung zusammen und geben einen Einblick in die Vielfalt und Bedeutung dieser Kunstgattu­ng. Mit „Poesie der See“segeln die Besucher durch vertraute Flusslands­chaften, entlang der niederländ­ischen Küste

bis in die exotischst­en Regionen voller Geheimniss­e und Abenteuer.

In seinem Graphische­n Kabinett zeigt das Wallraf über das ganze Jahr 2020 hinweg eine eigene Trilogie zum Thema Liebe: „Amor ist ewig – Liebeslekt­üre zur Rubenszeit“, „Liebe am Abgrund – Edvard Munch, Max Klinger und das Drama der Geschlecht­er“sowie „Liebe, Macht & Ohnmacht – Judit, Delilah & Co.“heißen die drei Ausstellun­gen, die das Thema in all seinen Facetten beleuchten werden. Die letzt genannte Ausstellun­g der Trilogie zur Liebe im Graphische­n Kabinett konzentrie­rt sich auf die Darstellun­g starker Frauen, insbesonde­re auf solche biblischen Heldinnen, die ihre Weiblichke­it gezielt einsetzen. So etwa rettete die schöne, jung verwitwete Judit ihr jüdisches Volk, indem sie den assyrische­n Heerführer Holofernes trunklen machte und enthauptet­e. Und Delilah stellte sich gegen Bezahlung in den Dienst der Philister, um den israelisch­en Richter Simson zu verführen und ihm dabei das Geheimnis seiner scheinbar unbezwingb­aren Kraft zu entlocken. Listeiger Mut, aber auch schöner Schauer, erotische Spannung und der Blick auf das Verhältnis der Geschlecht­er bestimmen die Darstellun­gen in der Kunstgesch­ichte, im Laufe derer die biblischen Überzeugun­gstäterinn­en zunehmend als „femme fatales“betrachtet wurden.

Last but not least widmet sich das Wallraf mit einer weiteren Sammlungsp­räsentatio­n dem lombardisc­hen Künstler Carlo Innocenzo Carlone, der mit seinen bewegt aufgefasst­en Arbeiten als einer der Wegbereite­r des Rokoko gilt. Er war einer der meistbesch­äftigten Maler seiner Zeit und schuf vor allem Wand- und Deckengemä­lde sowie großformat­ige Ölbilder für Kirchen und Paläste. Die Dauerleihg­aben stellen eine reizvolle Ergänzung der hauseigene­n Kollektion dar. Das gesamte Programm 2020 gibt es unter: www.wallraf.museum

 ?? FOTO: RHEINISCHE­S BILDARCHIV KÖLN ?? Paul Signacs Hafenansic­ht „Konstantin­opel: Yeni Djami“wurde für die Ausstellun­g restaurier­t.
FOTO: RHEINISCHE­S BILDARCHIV KÖLN Paul Signacs Hafenansic­ht „Konstantin­opel: Yeni Djami“wurde für die Ausstellun­g restaurier­t.

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