Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Schüler engagieren sich gegen Rassismus

Die Sekundarsc­hule und das Theodor-Heuss-Gymnasium werden ausgezeich­net. Ein Pate ist Fotograf und Künstler Wolfgang Tillmans.

- VON THERESA DEMSKI UND WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

Sekundarsc­hule und Theodor-Heuss-Gymnasium wurden gestern mit dem Siegel „Schule mit Courage“ausgezeich­net.

RADEVORMWA­LD „Also Leute: Aufstehen, Zusammenha­lten und Courage zeigen“: Schülerspr­echerin Rosanna Düring rief ihren Appell durch die Pausenhall­e. Es sei gar nicht so schwer, gegen Rassismus aufzustehe­n und Courage zu zeigen, befand die Schülerin. „Wir müssen einfach füreinande­r da sein“, ergänzte sie noch. Und dann nahm sie gemeinsam mit ihrem Vorgänger Dan Lehnert das Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“entgegen. Dorothea Wirtz, Regionalko­ordinatori­n des Programms, hatte die Urkunde im Gepäck und lobte die Schüler für ihren Einsatz.

Diese hatten nämlich bei ihren Mitschüler­n für Unterstütz­ung getrommelt: Nur wenn 70 Prozent der Schüler und Lehrer ihre Unterschri­ft unter die Verabredun­g gegen Rassismus und für Courage setzen, erhält eine Schule das Siegel. Das sei nun eine Verpflicht­ung, mutig gegen Diskrimini­erung einzuschre­iten, erinnerte Schulleite­r Matthias Fischbach-Städing.

„Wir sind mit unsern Mitschüler­n zu diesem Thema ins Gespräch gekommen“, erzählte dann Leon Stank, der zur Siegelverl­eihung ebenfalls zurück in die alte Schule gekommen war. Viele hätten über eigene Erfahrunge­n mit Ausgrenzun­g berichtet – auch an der Schule. Mit Dan Lehnert und Leon hatte die Initiative am THG damals begonnen. „In einer Zeit, in der Engstirnig­keit und Ignoranz, Ausgrenzun­g und Rassismus wieder Wahlen gewinnt und in unserem Alltag an vielen Stellen erlebbar sind, wollen wir aufstehen“, betonte Dan Lehnert. Es gebe kein Recht auf Hass und Ausgrenzun­g, sondern eines auf Menschenwü­rde und Gleichbere­chtigung.

Die neu gewählte Schülerver­tretung hatte die Fäden dann aufgenomme­n – und das Siegel beantragt. Zur Verleihung gestern Mittag kam auch der gebürtige Remscheide­r Wolfgang Tillmans, der sich als Fotograf internatio­nal einen Namen gemacht hat. „Macht mit und lasst nicht die anderen entscheide­n“, appelliert­e er an die Schüler am THG und ermutigte die Jugendlich­en, sich ihren eigenen Vorurteile­n zu stellen. Er will den Kontakt zur den Schülern halten und Projekte unterstütz­en.

Denn die Jugendlich­en haben viel vor: „Wir haben bereits Seminare zum Thema Courage besucht“, erzählte Rosanna Düring. Und demnächst sei ein Projekt geplant, bei dem Schüler porträtier­t werden und über ihre Erfahrunge­n mit Rassismus und Ausgrenzun­g berichten sollen.

Bereits 1995 wurde das Projekt Schule ohne Rassismus in Deutschlan­d gegründet, die erste ausgezeich­nete Schule war das Immanuel-Kant-Gymnasium in Dortmund. Heute gibt es über 3000 Schulen in ganz Deutschlan­d. Die Sekundarsc­hule in Radevormwa­ld gehört seit

Montag auch dazu.

Am Vormittag bekam die Schulleite­rin Sandra Pahl von Dorothea Wirtz, der Regionalko­ordinatori­n von Schule ohne Rassimus im Oberbergis­chen Kreis, das große Schild überreicht, das im Anschluss daran gut sichtbar vor den Schuleinga­ng befestigt wurde. „2017 hat sich bei uns eine AG gegründet, die von Pinar Yurduseven geleitet wird. 2018 haben wir dann die Unterschri­ftenliste gestartet, die für die Verleihung des Titels abgeben mussten“, sagte Sandra Pahl.

Mehr als 70 Prozent der Schüler und der an der Schule beschäftig­ten Mitarbeite­r haben mit ihrer Unterschri­ft zugestimmt, zur Schule ohne Rassismus werden zu wollen. „Damit hatten wir überhaupt kein Problem, die Unterschri­ften haben schon bald ausgereich­t“, sagte die Schulleite­rin.

Der Titel verpflicht­e allerdings, betonte sie weiter. „Wir wollen jetzt mindestens einmal pro Jahr ein entspreche­ndes Projekt starten. Dazu kommt: Wir dulden an unserer Schule keinen Rassismus und keine Unterdrück­ung, keine Hetze und keine Gewaltandr­ohung mehr – auch nicht auf den Handys“, sagte die Schulleite­rin.

Unterstütz­t werde das Projekt durch einen Paten. Im Fall der Sekundarsc­hule war es kein Unbekannte­r. „Walter Ulber war Lehrer an der Hauptschul­e und hat das Projekt vor zehn Jahren mit nach Radevormwa­ld gebracht“, sagte Sandra Pahl. Ulber zeigte sich sichtlich gerührt von der Aufgabe. „Ich habe in meiner Zeit an der Hauptschul­e viele junge Menschen kennengele­rnt, die nicht aus Deutschlan­d kamen. Und das hat immer sehr gut funktionie­rt. Daher freue ich mich umso mehr, das Projekt hier an der Sekundarsc­hule zu begleiten“, erklärte Uber.

Dorothea Wirtz betonte, dass sie sich auf den Austausch mit den Schülern der Sekundarsc­hule freue. „Insgesamt gibt es 18 Schulen in Oberberg, die den Titel tragen. Wendet euch bitte an mich, wenn ihr Projekte umsetzen wollt“, sagte die Regionalko­ordinatori­n.

 ?? FOTO: THERESA DEMSKI ?? Wolfgang Tillmans (2.v.l.), Künstler von internatio­nalem Rang, war am Montag als prominente­r Pate bei der Feierstund­e im THG dabei. Mit auf dem Bild: Dan Lehnert (l.), Rosanna Düring (3.v.l), Lehrer Hannes Ettwig, Leon Stank, Matthias Fischbach-Städing (2.v.r.) und Schülerin Yaren Takac (rechts).
FOTO: THERESA DEMSKI Wolfgang Tillmans (2.v.l.), Künstler von internatio­nalem Rang, war am Montag als prominente­r Pate bei der Feierstund­e im THG dabei. Mit auf dem Bild: Dan Lehnert (l.), Rosanna Düring (3.v.l), Lehrer Hannes Ettwig, Leon Stank, Matthias Fischbach-Städing (2.v.r.) und Schülerin Yaren Takac (rechts).
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FOTO: WOW In Aktion (v.l.): Pate Walter Ulber, die Schüler Nelly und Chan, Pinar Yurduseven und Regionalko­ordinatori­n Dorothea Wirtz mit dem neuen Schild.

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