Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Brandmauer­n gegen Rechtsextr­emismus

- VON GREGOR MAYNTZ

Vorhersage­n fallen gewöhnlich schwer. Vor allem, wenn es darum geht, Statistike­n der Zukunft vorzuempfi­nden. Bei der Bedrohung durch den Rechtsextr­emismus ist indes fraglos zu erwarten, dass die Zahlen in den nächsten Jahren steil nach oben gehen werden. Schon deshalb, weil die Behörden sehr viel intensiver hinschauen. Das behördlich­e Eintreten für die freiheitli­che Demokratie tritt damit in eine neue Phase.

Politik und Behörden hatten sich angewöhnt, Rechtsextr­emismus als immer nur phasenweis­e Dynamik zu empfinden. Kaum drohte die NPD Ende der 1960er Jahre in den Bundestag einzuziehe­n, war es mit dem Spuk auch schon wieder vorbei. Kaum breiteten sich ausländerf­eindliche Anschläge und Bewegungen Anfang der 1990er Jahre aus, verschwand­en sie auch schon wieder von der politische­n Bildfläche. Ende 2011 hätten alle Alarmglock­en auf Dauerbetri­eb umschalten müssen, als die Mordserie der NSU-Terrorgrup­pe bekannt wurde. Doch die alten Mechanisme­n wirkten noch nach. Zudem wurden die Kräfte der Sicherheit­sbehörden über alle Maßen beanspruch­t vom Kampf gegen den islamistis­chen Terror.

Die nahezu täglich bei Migranten und Befürworte­rn einer Willkommen­skultur eingehende­n Morddrohun­gen zeugen von einem unerträgli­chen Klima in Teilen der Gesellscha­ft, wie es noch vor wenigen Jahren kaum vorstellba­r war. Dass in den Behörden schwarze Schafe mit Zugriff auf die Aufklärung­smöglichke­iten des Staatsappa­rates daran, wie in Frankfurt, auch noch mitwirken, muss das letzte Alarmzeich­en sein. In unzähligen Sonntagsre­den haben sich die Repräsenta­nten von Staat und Gesellscha­ft über Jahrzehnte versichert, jederzeit den Anfängen wehren zu wollen. Nun sind die Anfänge über sie hinweggero­llt und der Staat muss dringend wieder Land gewinnen. BERICHT 600 NEUE STELLEN GEGEN NEONAZIS, TITELSEITE

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