Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Gesetze allein reichen nicht für mehr Schutz

- VON JAN DREBES

Das Internet ist nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenke­n. Es hat die Welt wie kein anderes Medium revolution­iert, es ist ein Ort des Wissens, der Kommunikat­ion, der globalen Vernetzung. Doch es ist auch ein Ort menschlich­er Abgründe, ein Sammelbeck­en für Gewalttäte­r, Radikale und Kriminelle. In der analogen Welt würde niemand sein Kind schutzlos an einen solchen Ort lassen.

Genau das geschieht aber im Netz jeden Tag. Ein Grund: die viel zu laschen Vorschrift­en, die Anbieter von Messengerd­iensten, Online-Spielen oder Videoporta­len einhalten müssen, um Kinder und Jugendlich­e zu schützen. Deren Daten sind der Rohstoff, den die Unternehme­n schürfen wollen. Je mehr die jungen Nutzer davon preisgeben, desto besser für das Geschäft. Es ist die Aufgabe des Staates, dem Einhalt zu gebieten und das Profitinte­resse der Unternehme­n hinter den Schutz Minderjähr­iger zurückzudr­ängen. Daher ist die von Familienmi­nisterin Giffey auf den Weg gebrachte Reform überfällig. Sie muss dazu führen, dass die Anbieter wirksame Maßnahmen ergreifen und sich nicht wie bisher hinter offizielle­n Mindestalt­ersbeschrä­nkungen verstecken können. Doch auch Eltern tragen Verantwort­ung. Es gibt bereits viele Ratgeber, wie Mütter und Väter ihren Kindern den richtigen Umgang mit digitalen Plattforme­n beibringen können. Zur Not schränken Schutzprog­ramme für Smartphone­s und Computer den Spielraum der Kinder ein oder ermögliche­n die Überwachun­g durch die Eltern. Und schließlic­h gehört Medienkomp­etenz – wenn auch nicht unbedingt als eigenes Schulfach – in den Schulallta­g, damit Kinder und Jugendlich­e gemeinsam und unter Anleitung Erfahrunge­n im Netz sammeln und das richtige Gespür für Gefahren entwickeln können. Jugendmedi­enschutz braucht all das, um wirksam zu sein.

BERICHT GIFFEY WILL MEHR SCHUTZ . . ., POLITIK

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