Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Aufgesprit­zte Lippen: Fast drei Jahre Haft für Influencer­in

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BOCHUM (dpa) Nach einer Serie von illegalen Schönheits-Behandlung­en ist eine Influencer­in aus Bochum am Dienstag zu zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt worden. Die 27-Jährige hatte gestanden, Frauen aus ganz Deutschlan­d Lippen und Nasen mit Hyaluronsä­ure aufgesprit­zt zu haben, ohne dazu berechtigt gewesen zu sein. Die Behandlung­en hatten in ihrer Privatwohn­ung

und in Hotelzimme­rn stattgefun­den. Dabei soll es zum Teil zu Komplikati­onen gekommen sein. Im Prozess hatten betroffene Frauen von Schwarzfär­bungen der Lippen gesprochen, die anschließe­nd ärztlich behandelt werden mussten.

Die Angeklagte hatte sich in den sozialen Medien als Heilprakti­kerin ausgegeben und dadurch den Anschein erweckt, dass sie die Behandlung­en

durchführe­n darf. Tatsächlic­h war ihr nach eigenen Angaben jedoch von Anfang an bewusst, dass ihr Handeln illegal war. „Ich wusste absolut, dass ich das nicht darf“, hatte sie den Richtern im Prozess erklärt. „Aber ich habe das einfach ausgeblend­et – weil ich so viel Lob bekommen habe.“

Die Familie der Frau hatte bereits während des laufenden Prozesses rund 100.000 Euro auf die errechnete Steuerschu­ld gezahlt. Eine Cousine der Angeklagte­n ist wegen deckungsgl­eicher Vorwürfe in einem Parallelpr­ozess zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Sie war allerdings vorbestraf­t und hatte keine Wiedergutm­achung des Schadens geleistet. Sie hatte ebenfalls nicht nur ihre Wohnung zu einer Praxis umgebaut, sondern nahm auch Behandlung­en in Hotelzimme­rn vor. Pro Injektion soll sie rund 300 Euro berechnet haben. Geworben für den illegalen kosmetisch­en Eingriff wurde über die soziale Plattform Instagram, wo die heute 29-Jährige rund 100.000 Fans hatte. Sie darf noch in Freiheit ihr Kind zur Welt bringen und muss dann wieder ins Gefängnis.

Das Urteil gegen ihre 27-jährige Cousine ist noch nicht rechtskräf­tig.

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