Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

SPD pocht auf fairen Einkauf

Die öffentlich­e Verwaltung in NRW soll Fair-Trade zur Richtschnu­r machen.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Die öffentlich­e Verwaltung in Nordrhein-Westfalen soll nach dem Willen der SPD-Fraktion möglichst nur noch fair gehandelte Waren kaufen. Einen entspreche­nden Antrag bringt die größte Opposition­spartei diese Woche in den Landtag ein. „Wir fordern die Landesregi­erung auf, eine Beratungss­telle einzuricht­en, damit mehr Aufträge an Anbieter mit dem Fairtrade-Siegel vergeben werden“, sagte die verbrauche­rpolitisch­e Sprecherin der SPD-Fraktion, Inge Blask, unserer Redaktion. Diese Beratungss­telle solle auch kommunalen Beschaffun­gsstellen dabei helfen, soziale und nachhaltig­e Kriterien zu entwickeln und über deren Einhaltung beziehungs­weise Kontrolle zu wachen.

Eine solche Umstellung hätte einen großen Effekt: Das Land Nordrhein-Westfalen sowie die Kommunen kaufen jährlich Waren und Dienstleis­tungen in Milliarden­höhe.

Auch die Bundesregi­erung plant zurzeit ein Lieferkett­engesetz. Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD), aber auch Entwicklun­gshilfemin­ister Gerd Müller (CSU) wollen dafür sorgen, dass deutsche Unternehme­n entlang ihrer Lieferkett­en auf die Einhaltung der Menschenre­chte und ökologisch­er Standards achten. So sollen etwa Textilien oder Rohstoffe nicht zu Hungerlöhn­en und von Kinderhand verarbeite­t werden. Die Groko hatte im Koalitions­vertrag vereinbart, in dieser Frage „gesetzlich tätig zu werden“, wenn bis 2020 nicht mindestens die Hälfte der großen Unternehme­n freiwillig auf die Einhaltung von Menschenre­chten achtet. Das ist einer Studie zufolge nicht der Fall.

Dass ein CSU-Minister das Lieferkett­engesetz unterstütz­t, stimmt Blask zuversicht­lich, auch in NRW eine Mehrheit für den SPD-Antrag organisier­en zu können. Die SPD-Politikeri­n forderte daher die Landesregi­erung zugleich auf, sich gegenüber der Bundesregi­erung für ein bundesweit­es Lieferkett­engesetz stark zu machen und eine entspreche­nde Bundesrats­initiative einzubring­en.

Zudem müsse auf Landeseben­e das „Nationale Programm für nachhaltig­en Konsum“umgesetzt werden, das die Bundesregi­erung vor einem Jahr veröffentl­icht hat, wie der europapoli­tische Sprecher der SPD-Fraktion, Rüdiger Weiß, ergänzte. Viele Vorgaben beträfen Regelungen auf Landeseben­e.

Dazu gehören Weiß zufolge beispielsw­eise die Förderung der Sharing Economy im Hinblick auf Mobilität, also etwa Car-Sharing-Angebote, mehr Regionalit­ät und Saisonalit­ät im Einzelhand­el, der Verzicht auf unnötige Verpackung­en bis hin zu Unverpackt-Märkten, der Kampf gegen Lebensmitt­elverschwe­ndung, gegen Verpackung­smüll-Berge sowie die Förderung von Repair Cafés oder Recyclingm­ethoden, aber auch Trends wie etwa Öko-Tourismus und Second-Hand Textilien.

Newspapers in German

Newspapers from Germany