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Sparkassen und NRW.Bank investieren 30 Millionen in Start-ups
DÜSSELDORF Es gibt zwei Antworten auf die Frage, warum Start-ups aus NRW weniger Geld von Risikokapitalgebern einsammeln können als junge Unternehmen aus Berlin oder München: Entweder sind die Startups einfach schlechter oder Investoren haben NRW zu wenig im Blick.
Andreas Pinkwart ist schon qua Amt oberster Botschafter für den Wirtschaftsstandort NRW – und entsprechend optimistisch: „Wir glauben, dass die Region eine der spannendsten in Europa ist und viel Potenzial hat“, sagt der NRW-Wirtschaftsminister. Deswegen hat er mit der landeseigenen Förderbank NRW.Bank und rheinischen Sparkassen einen Fonds initiiert, der speziell in Start-ups aus dem Rheinland investieren soll. 30 Millionen Euro stehen bereit – die eine Hälfte des Geldes kommt von der NRW.Bank, die andere von der Stadtsparkasse Düsseldorf, der Kreissparkasse Köln und der Kreissparkasse Köln-Bonn.
Das Fondsvolumen soll sich durch Kapital aus der Privatwirtschaft noch auf 40 bis 60 Millionen Euro erhöhen. „Neben NRW.Bank und Sparkassen wollen wir auch private Investoren gewinnen, die Kapital und ihr Netzwerk bereitstellen“, sagt Pinkwart: „Möglich wären auch Investitionen von Unternehmen, die einen Bezug zum Rheinland haben.“Man sei mit namhaften regionalen Investoren in guten Gesprächen, genauso wie mit internationalen Investoren, die ihren Sitz im Rheinland haben.
Pinkwart glaubt, dass viele Startups in der Region ihr Potenzial in den vergangenen Jahren nicht ausschöpfen konnten – etwa weil sie auf Risikokapital verzichtet haben, um aus eigener Kraft zu wachsen. „Manche Unternehmen wären vielleicht schneller größer geworden, wenn sie Investoren mit an Bord genommen hätten“, sagt Pinkwart: „Vielleicht fällt es dem einen oder anderen Gründer leichter, mit einem regionalen Fonds getragen starken Partnern zu arbeiten. Da sehen wir eine Marktlücke und zusätzliche Chancen.“
Laut dem Start-up-Barometer der Unternehmensberatung EY haben im ersten Halbjahr 2019 insgesamt 42
Start-ups aus NRW Kapital in Höhe von 133 Millionen Euro einsammeln können. Zum Vergleich: In Berlin haben im gleichen Zeitraum 133 Startups insgesamt 2,14 Milliarden Euro von Start-ups eingesammelt. Und auch Bayern (52 Start-ups, 204 Millionen Euro) liegt vor NRW.
Die bislang verfügbaren 30 Millionen Euro werden diese Lücke kaum schließen, dass ist auch Pinkwart klar. Einen Impuls erhofft sich der Minister aber mindestens: „Der Rheinland-Fonds wird die Start-upLandschaft in der Region viel intensiver im Blick haben als andere Investoren“, sagt Pinkwart: „Und in der weiteren Entwicklung der Unternehmen könnte dadurch auch weiteres Kapital angelockt werden – oder Unternehmen, die am Fonds beteiligt sind, stocken ihren Anteil in Form eines Co-Investments auf.“
Alles in allem, so Pinkwart, soll sich das Investment in bis zu 30 Unternehmen am Ende für alle Beteiligten lohnen. Denn eins ist auch klar: „Es ist kein Fonds, der öffentliche Zuschüsse verteilt. Im Gegenteil: Er soll ertragreich sein.“