Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Aus Bergfried-Dielen werden Edel-Füller
Günther Burkhardt hat eine limitierte Anzahl von Schreibgeräten geschaffen, die nun in exklusiver Box und in Samt eingelegt erhältlich sind.
BURG Der Kolbenfüller liegt bequem in der Hand, und die Feder lässt die Buchstaben flüssig und flott auf dem Papier entstehen: Das handgedrechselte Schreibgerät aus der Werkstatt von Günther Burkardt ist nicht nur eine (hölzerne) Augenweide, sondern auch im hohen Maße funktional. Bergfried heißt er, wird seit dem Spätsommer auf Schloss Burg verkauft und ist auch übers Internet bestellbar. Natürlich ist der Name kein Zufall: Sein „Bauch“wurde aus Holzdielen erschaffen, die bei der Sanierung des höchsten Turms der historischen Anlage herausgerissen wurden.
„Die stapelten sich im Burghof“, erinnert sich der 66-Jährige, der als Mitglied des Schlossbauvereins oft vor Ort ist. Schnell entstand angesichts dieses „Mülls“die Vision eines hochwertigen Luxus-Füllers. Der gelernte Chemielaborant, der vor seiner Pensionierung zuletzt in der Pharmaindustrie tätig war, ist seit Jahren passionierter Hobby-Drechsler mit eigener Werkstatt.
Irgendwann habe der heimische Keller für die verschiedenen Drehscheiben, Schleifmaschinen und das Material nicht mehr ausgereicht, berichtet er. Burkardt zeigt mit Stolz eine kleine Auswahl seines Wirkens: Schalen, Schüsseln, Vasen oder Pfeffermühlen etwa beeindrucken nicht nur durch ihre Form, sondern auch durch verschieden behandelte Oberflächen. Farbig gebeizt oder schlicht lackiert faszinieren sie durch herausgearbeitete Maserungen und ihren Bezug zum Entstehungsort.
In Absprache mit dem Schlossbauverein
machte Günther Burkardt sich eifrig ans Werk und schuf Anfang des vergangenen Jahres eine limitierte Anzahl des Edel-Kolbenfüllers, die nun pro Stück in exklusiver Box und in Samt eingelegt zusammen mit Tintenfass, Unikatszertifikat und einem Ablege-Brettchen zu haben ist. Wahlweise mit Feder aus Edelstahl oder Gold.
Die zweite Variante mit 18-Karat-Goldfeder hebt den Preis von 650 Euro für das Gesamtpaket um 150 Euro an: „Es war von Anfang an klar, dass das Paket eine Sammler-Edition wird, keine Massenprodukt.“Er habe viel Verschnitt gehabt, erzählt er. „Die massiven Eichen-Dielen haben sicher seit dem Ende des 19. Jahrhunderts dort gelegen und waren zum Teil nicht mehr verarbeitungstauglich.“
Wie viele Stunden in die ausschließliche handwerkliche Fertigung gegangen ist, kann Burkardt nicht mehr sagen. „Viele, denn da musste schon penibel gearbeitet werden, um die gewünschte Qualität hinzukriegen.“Das zu schaffen, ist der unumstößliche Anspruch, den Günther Burkardt an sich hat.
Nach dem ersten Drechsel-Crash-Kursus bei einer Spezialfirma in Meppen hat sich der Familienvater
und Großvater für sein Schaffen immer neue Herausforderungen gesucht. Derzeit ist er vom Thema Oberflächenbehandlung fasziniert und hat erst kürzlich wieder einmal einen Workshop just zu diesem Thema besucht.
Gut in Internet-Foren mit anderen Hobby-Drechslern verknüpft, tausche man dort regelmäßig Informationen über derlei Veranstaltungen aus. Außerdem hätten sich im Laufe der Jahre auch viele persönliche Kontakte ergeben, so gebe es inzwischen einen deutschlandweiten Stammtisch, der sich regelmäßig treffe.