Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Köttbullar und geräuchertes Lamm
Die nordeurpäischen Handballer des Bergischen HC pflegen ihre Traditionen auch in der Fremde.
SOLINGEN Die Weihnachtszeit gehört bei Profi-Handballern traditionell zur stressigsten Zeit des Jahres. Denn viel Raum, um mit der Familie in Ruhe zu feiern, haben sie nicht. Der Bergische HC spielt in diesem Jahr am 22., 26. und 29. Dezember. „Schön, dass wir am zweiten Weihnachtstag zu Hause gegen die Rhein-Neckar Löwen antreten. So müssen wir nicht schon einen Tag vorher anreisen“, sagt Rechtsaußen Arnor Gunnarsson. Training hat die Mannschaft am 25. Dezember aber dennoch. „Eigentlich kann ich nicht sagen, dass ich Weihnachten in Deutschland etwas vermisse“, meint der Isländer, „außer eben meine Familie.“
Die weihnachtlichen Traditionen Islands ähneln den deutschen. Es gibt einen Baum, an Heiligabend ist Bescherung, und es wird gut gegessen. So läuft es auch bei den Schweden, die wie die Isländer mit Linus Arnesson und Max Darj doppelt beim BHC vertreten sind. „Wir haben einen Weihnachtsschinken, den es hier nicht zu kaufen gibt“, erläutert Darj. „Meine Schwiegermutter kommt in diesem Jahr zu uns zu Besuch und bringt ihn mit.“Den Rest des schwedischen Buffets besorgt der Schwede selbst. Dazu gehören Köttbullar, Rippchen, Kartoffelgratin, Hering und Lachs: „Da hat man dann noch ein paar Tage etwas davon.“
Während Darj mit seiner Ehefrau Amanda ein klassisches Weihnachtsfest mit echter Tanne liebt, sieht Linus Arnesson das Fest besonders in diesem Jahr entspannter. Lebensgefährtin Mikaela und Sohn Mason reisen am 19. Dezember zur Familie nach Schweden. „Ich bin deswegen alleine, da reicht ein
Plastikbaum“, sagt der Spielmacher. „Da fehlt doch das Weihnachtsgefühl“, nimmt ihn Darj auf die Schippe – und ergänzt: „Meine Einladung steht übrigens.“
Doch Arnesson zieht statt einer Feier am 24. Dezember den Rückzug vor. „Für mich ist das ein Tag wie jeder andere“, sagt der Schwede. „Ich kann dann einfach mal die Ruhe genießen.“Einig sind sich die beiden aber, was sie am 23. Dezember machen werden. Im schwedischen Fernsehen steht traditionell ein Bingo-Abend mit gewaltigen Preisen auf dem Programm. „Wir gewinnen nie, aber da muss man mitspielen“, sagt Darj. „Die Bingo-Sendung gibt es häufiger, aber an Weihnachten machen viermal so viele Leute mit. Das ist eine Riesensache.“Schwedisches Fernsehen empfangen die beiden Löwen auch im Bergischen Land.
Die Isländer veranstalten keinen
Bingo-Abend, haben aber auch kulinarische Traditionen. „Am 25. Dezember gibt es vermutlich bei 90 Prozent aller Isländer geräuchertes Lammfleisch“, sagt Arnor Gunnarsson. „Das ist in Deutschland leider fast gar nicht zu bekommen, weil es sich um ein ganz spezielles Lamm handelt.“So wird auch Familie Gunnarsson darauf verzichten müssen. „Aber mein Schwager kommt mit Frau und Kind aus Norwegen und bringt Kasseler mit. Auch der hat in Island zu Weihnachten Tradition.“Lammkeule oder Rinderfilet würden Heiligabend ebenfalls hoch im Kurs stehen.
Während Gunnarsson in diesem Jahr mit Tochter Diana und Ehefrau Jovanna sowie ihrem Bruder feiert, war er 2018 bei Familie Darj zu Gast. Die Profis des Bergischen HC verstehen sich offensichtlich also auch abseits des Handballfeldes.