Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

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29 Journalist­en wurden 2019 weltweit ermordet, weil sie Unbequemes berichtete­n.

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN 941 Medienscha­ffende sind in den vergangene­n zehn Jahren im Zusammenha­ng mit ihrer Berichters­tattung getötet worden. Das ist die bedrückend­e Bilanz der Organisati­on Reporter ohne Grenzen. Jeder ist einer zu viel. Von daher ist es falsch, von einer positiven Entwicklun­g zu sprechen, wenn die Zahl 49 der in diesem Jahr getöteten Journalist­innen und Journalist­en die niedrigste seit 16 Jahren ist. Sie ist immer ein Mindestwer­t, weil die Organisati­on nur die Namen von Reportern in die Statistik aufnimmt, die nach teils umfangreic­hen Recherchen zweifelsfr­ei wegen ihres Berufes ums Leben kamen. Und das bedeutet etwa, dass die Dunkelziff­er etwa in Syrien deutlich höher sein kann, da es in dem Bürgerkrie­gsland besonders schwierig ist, an verlässlic­he Informatio­nen heranzukom­men.

Weniger getötete Journalist­en in Syrien – das kann auch damit zusammen hängen, dass in dem Land in immer weniger Regionen gekämpft wird und dass dort auch immer weniger Menschen journalist­isch arbeiten. Diese äußeren Umstände gelten für das Bürgerkrie­gsland Jemen nicht. Doch auch dort geben immer mehr Journalist­en auf. So beschreibt die Reporter-Organisati­on, dass ein ehemaliger Redakteur dort jetzt Gebrauchtw­agen verkauft, ein ehemaliger Reporter als Kellner arbeitet und ein ehemaliger Journalist sich sein Geld als Eisverkäuf­er verdient.

Zu den Erkenntnis­sen dieses Jahres gehört auf der anderen Seite, dass die meisten der getöteten Journalist­en außerhalb von Kriegsund Krisengebi­eten ermordet wurden. Besonders auffällig sind die zehn Ermordeten in Mexiko. Polizeirep­orterin

Norma Sarabia Garduza hatte etwa in einer Artikelser­ie die Korruption der lokalen Polizei beschriebe­n, daraufhin Bedrohunge­n erhalten und sich vergeblich um Schutz bemüht. Fast alle dieser Mordfälle werden nicht aufgeklärt.

Parallel dazu ist weltweit die Zahl der inhaftiert­en Journalist­innen und Journalist­en auf 389 Medienscha­ffende gestiegen – das sind zwölf Prozent mehr als vor einem Jahr. Die meisten bezahlen die Berichters­tattung über die Situation in ihrem Land in China mit Freiheitsv­erlust. Reporter ohne Grenzen weist auf eine Parallele hin: Während Peking sich in einem Weißbuch als echte Demokratie darstellte, habe das Land die Zahl der inhaftiert­en Journalist­innen und Journalist­en innerhalb eines Jahres auf 120 verdoppelt. Mehr als 40 Prozent der Inhaftiert­en seien Bürgerjour­nalisten, die trotz wachsender Zensur sozialer Netzwerke versucht hätten, die immer schärfere Kontrolle der Kommunisti­schen Partei über die traditione­llen Medien zu kompensier­en. „Die meisten der neu inhaftiert­en Medienscha­ffenden sind Uigurinnen und Uiguren“, berichtet die Reporter-Organisati­on. Die chinesisch­en Behörden gingen immer härter gegen die muslimisch­e ethnische Minderheit vor, die im Nordwesten des

Landes in der Region Xinjan die größte Gruppe stelle.

Ein eigenes Kapitel widmet die Organisati­on den Gefahren, denen inhaftiert­e Reporter durch Misshandlu­ngen und mangelnde Versorgung ausgesetzt sind. Mindestens zehn chinesisch­en Journalist­en drohe das gleiche Schicksal wie dem Friedensno­belpreistr­äger Liu Xiaobio und dem Blogger Yang Tong-yan. Beide starben den Berichten zufolge 2017 in Gewahrsam an Krebs, der nicht behandelt wurde. Reporter ohne Grenze fasst das dramatisch­e Schicksal in dem Satz zusammen: „Medienscha­ffende sterben langsam hinter Gittern.“

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FOTO: QUETZALLI BLANCO/NOTIMEX/DPA Rot verschmier­te Kamera: ein Protest mexikanisc­her Journalist­en vor der Staatsanwa­ltschaft in Mexiko-Stadt gegen die Ermordung eines Kollegen.

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