Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Kritik an hohen Schulbusko­sten

Eine Mehrheit im Rat hatte 2018 eine Beteiligun­g an der OVAG abgelehnt. Ob das ein Fehler war, darüber sind die Meinungen geteilt.

- VON STEFAN GILSBACH

Eine Mehrheit im Rat hatte 2018 die Beteiligun­g der OVAG abgelehnt. Ob das ein Fehler war? Darüber gibt es verschiede­ne Meinungen.

RADEVORMWA­LD Das hatten sich Politik und Verwaltung anders gedacht: Die Vergabe des Schulbusve­rkehrs in Radevormwa­ld an zwei Unternehme­n aus Wuppertal sollte eigentlich dazu führen, dass die Kosten gesenkt werden. Doch nun zeichnet sich ab, dass dieses Sparziel nicht erreicht werden kann.

In der jüngsten Ratssitzun­g mussten die Mitglieder der Fraktionen zur Kenntnis nehmen, dass die Stadt für den Schülerspe­zialverkeh­r überplanmä­ßige Aufwendung­en in Höhe von 72.000 Euro bereitstel­len muss. Die Kosten für diesen Posten für 2019 werden auf 792.000 Euro geschätzt. Im Haushaltsa­nsatz waren 720.000 Euro angedacht – deutlich zu wenig, wie sich nun zeigt.

Doch ist damit zu rechnen, dass die Kosten in den kommenden Jahren wieder sinken werden? Bürgermeis­ter Johannes Mans zeigte sich in einem Gespräch mit der BM skeptisch: Die Kosten würden vermutlich ein wenig sinken, aber auf einem hohen Niveau bleiben. Zudem müssten einige Schüler längere Wege in Kauf nehmen.

Laut der Verwaltung­svorlage für die jüngste Ratssitzun­g sind auch die Kosten für die Schülertic­kets der OVAG bei jenen 170 Schülern, die nun mit dem ÖPNV zur Schule fahren, deutlich gestiegen. Kurz gesagt: Die Entscheidu­ng der Politik hat zu hohen Kosten und zu weniger Service geführt.

Zum Vergleich: Im Jahr 2017 kostete der Schulbusve­rkehr die Stadt 829.947 Euro, im Jahr 2018 waren es 780.680 Euro. Die hohen Kosten für den Schulbusve­rkehr, der bis zum Beginn des laufenden Schuljahre­s von der OVAG geleistet wurde, waren von der Gemeindepr­üfungsanst­alt moniert worden. Also diskutiert­e die Politik im Jahr 2018, wie man künftig weniger Geld dafür ausgeben konnte.

Die CDU-Fraktion im Rat hatte seinerzeit dafür plädiert, weiter bei der OVAG zu bleiben, aber bessere Konditione­n auszuhande­ln. Sie folgte dem Vorschlag der Verwaltung, sich an der OVAG zu beteiligen und ein kostengüns­tiges Inhouse-Geschäft einzugehen.

Die Fraktion der Alternativ­ne Liste (AL) hatte dagegen den Antrag gestellt, den Schulbusve­rkehr frei auszuschre­iben. Das Ziel sei „Wettbewerb­sbedingung­en herzustell­en“, hatte der Fraktionsv­orsitzende Rolf Ebbinghaus erklärt. Eine Mehrheit

im Rat schloss sich dem an und stimmte gegen die Linie der Christdemo­kraten.

War das im Rückblick die falsche Entscheidu­ng? Rolf Ebbinghaus­en widerspric­ht: „Die OVAG hätte sich ja an der Ausschreib­ung beteiligen können.“Das habe das Verkehrsun­ternehmen aber nicht getan, weilman dort offenbar den Wettbewerb fürchte – oder weil man in Gummersbac­h beleidigt gewesen sei.

Was die nun anfallende­n hohen Kosten betrifft, hält Ebbinghaus die Beschwerde­n für übertriebe­n. Der Haushaltsa­nsatz sei eben zu gering angesetzt worden, aus diesem Grund müsse man jetzt nachlegen. Er ist überzeugt, dass auch mit der

OVAG im Boot keine Ersparniss­e möglich gewesen wären. Das Unternehme­n habe die Radevormwa­lder in den Jahren zuvor „ausgenomme­n wie eine Weihnachts­gans“.

Dejan Vujinovic, Ratsmitgli­ed der CDU, kann diese Meinung nicht teilen. „Es gab doch schon Gespräche mit der OVAG, bei der uns mit einer Ersparnis von 100.000 Euro entgegenge­kommen wurde“, erinnert er. Dass die OVAG sich später nicht mehr an der Ausschreib­ung beteiligt habe, sei kein Wunder – schließlic­h habe die Ratsmehrhe­it das Unternehme­n öffentlich düpiert. „Tatsache ist, dass wir sparen wollten und dass es nicht gelungen ist“, resümiert Vujinovic.

„Die OVAG hatte uns jahrelang ausgenomme­n wie eine Weihnachts­gans“

Rolf Ebbinghaus AL-Fraktion

„Tatsache ist, dass wir sparen wollten und dass es nicht gelungen ist“

Dejan Vujinovic CDU

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FOTO: NH (ARCHIV) Dieses Foto entstand an der Mühlenstra­ße zu Zeiten, als die OVAG die Schulbusse stellte. Der Rat hatte sich gegen das Unternehme­n entschiede­n.
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