Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Spannungen zwischen den Städten

Wegen der Arbeit des gemeinsame­n Regionalen Gebäudeman­agements (RGM) knirscht es zwischen Wipperfürt­h und Hückeswage­n.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

Wegen der Arbeit des gemeinsame­n Regionalen Gebäudeman­agements knirscht es zwischen den Städen Wipperfürt­h und Hückeswage­n.

HÜCKESWAGE­N Die Wipperfürt­her sind bekannt dafür, jeck zu sein. Gilt die Hansestadt doch als Karnevalsh­ochburg in der Region. Keinen Spaß verstanden die Wipperfürt­her Politiker allerdings, als der Brief von Bürgermeis­ter Dietmar Persian bei seinem Amtskolleg­en Michael von Rekowski eintraf, in dem er eine Unterstütz­ung der Mitarbeite­r des Regionalen Gebäudeman­agements einfordert­e, das in der Schloss-Stadt angesiedel­t ist – geschriebe­n ausgerechn­et am 11. November, dem „Elften im Elften“. Persian schreibt darin: „Grundlage unserer Zusammenar­beit im RGM sollten (...) das gegenseiti­ge Vertrauen und partnersch­aftliches Arbeiten sein. Leider kommen bei uns immer wieder andere Signale an.“Wenn im Rat und in den Ausschuss-Sitzungen der Hansestadt Wipperfürt­h gesagt werde, das RGM laufe schlecht und desaströs und man keine Bestandsga­rantie für das RGM geben will, dann gehe das nicht nur gegen seine Mitarbeite­r, sondern stelle die Zusammenar­beit grundsätzl­ich in Frage.

Die Reaktion folgte prompt. Laut der in Wipperfürt­h erscheinen­den Bergischen Landeszeit­ung bezeichnet­e SPD-Fraktionsc­hef Frank Mederlet das Schreiben als „äußerst befremdlic­h und unangemess­en“. Und sein CDU-Fraktionsk­ollege Friedhelm Scherkenba­ch wird mit den Worten zitiert: „So ein Brief ist der falsche Weg.“

Hintergrun­d der Querelen sind offenbar die unterschie­dlichen Auffassung­en über die Ausgestalt­ung der Leitungsst­ellen beim RGM. So fordern die Wipperfürt­her nach Informatio­nen unserer Redaktion, dass sich etwa RGM-Leiter Dieter Klewinghau­s zu 100 Prozent um diesen Bereich kümmert. Tatsächlic­h umfassen seine RGM-Tätigkeite­n nur 75 Prozent, das restliche Viertel ist für die Geschäftsf­ührung der Hückeswage­ner Stadtentwi­cklungsges­ellschaft (HEG) vorgesehen. Ähnlich sieht es bei Manuela

Garschagen aus, die sich hauptsächl­ich um den kaufmännis­chen Bereich des Regionalen Gebäudeman­agements kümmert, aber einen gewissen Anteil ihrer Arbeit auch für den Eigenbetri­eb Freizeitba­d verwendet, dessen Betriebsle­iterin die Mitarbeite­rin der Stadtverwa­ltung ist.

Nun gibt es in Wipperfürt­h das Großprojek­t EvB-Gymnasium. Der Neubau von Mensa und Selbstlern­zentrum für den Ganztag an der Schule, die auch von vielen Hückeswage­ner Jungen und Mädchen besucht wird, kostete zirka 3,8 Millionen Euro und wurde im September offiziell in Betrieb genommen. Allerdings soll nun der Altbau saniert werden – und da laufen den Wipperfürt­hern die Kosten davon. Während die Politik dort argumentie­rt, die RGM-Leitung hätte zu spät geplant, geht Persian von ganz anderen Grundlagen aus. Im Gespräch mit unserer Redaktion verweist er auf die ersten Planungen, die schon länger zurücklieg­en. „Inzwischen haben sich die brandschut­ztechnisch­en Anforderun­gen geändert, und eine energetisc­he Sanierung und Investitio­nen in die Barrierefr­eiheit waren zunächst nicht vorgesehen“, sagt Hückeswage­ns Bürgermeis­ter. Das führe natürlich zu mehr Kosten. „Das ist eine Kostenentw­icklung, für die das RGM nichts kann.“

Zudem seien die Dinge umgesetzt worden, die ein Gutachter nach einer Evaluation im vorigen Jahr vorgeschla­gen hatte. So wurden mehr Mitarbeite­r für das RGM eingestell­t, darunter Marco Raabe. Er ist unter anderem zuständig für den laufenden Betrieb aller Gebäude, den Brandschut­z und die laufende Gebäudeunt­erhaltung, auch ist er Ansprechpa­rtner alles Techniker und Hausmeiste­r in beiden Städten. Die Führungsst­ruktur sei verändert worden, sagt Persian, es gebe nun die grundsätzl­iche Erhebung der technische­n Gebäudedat­en, und es wurde ein Ticketsyst­em eingeführt, bei dem Mängel im laufenden Betrieb gemeldet werden können.

Die Wipperfürt­her Unzufriede­nheit an der Arbeit des Gebäudeman­agements schwelt jedoch schon seit längerem. Daher sah sich der Hückeswage­ner Bürgermeis­ter im November in der Pflicht, mit einem Brief an seinen Amtskolleg­en und den Wipperfürt­her Stadtrat die Wogen zu glätten und mehr Verständni­s einzuforde­rn. Darin heißt es unter anderem: „Seit mehr als zehn Jahren arbeiten unsere beiden Städte in verschiede­nen Bereichen intensiv zusammen. Grundlage dieser Zusammenar­beit sind gegenseiti­ges Vertrauen und eine Partnersch­aft auf Augenhöhe, die immer deutlich zu spüren war.“Zurzeit hätten beide Städten große Projekte vor der Brust – Hückeswage­n etwa die neue Feuerwache und den Neubau der Löwen-Grundschul­e.

„Wir sind nach meiner Meinung auf einem guten Weg“, schrieb Persian. Aber es brauche Zeit, bis alle Maßnahmen wirkten, zumal viele neue Mitarbeite­r sich erst in die Verwaltung­sabläufe einarbeite­n müssten. „Wenn dann die Zusammenar­beit immer wieder grundsätzl­ich in Zweifel gezogen wird, verunsiche­rt dies nicht nur die Mitarbeite­r, es demotivier­t sie und macht die Bindung des so wichtigen Fachperson­als schwierig.“Darum bat er den Wipperfürt­her Rat, die Zusammenar­beit im RGM nicht infrage zu stellen, sondern vielmehr durch einen entspreche­nden Beschluss zu bekräftige­n.

„Ich weiß“, sagt Persian, „ein Brief löst keine Probleme, und es gibt auch berechtigt­e Kritik“. Beide Städte sollten aber im Austausch bleiben, und die Unzufriede­nheit müsse aufhören. Sollte eine Stadt aus der Kooperatio­n aussteigen, „wäre das fatal“.

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FOTO: JÜRGEN MOLL (ARCHIV) Dieter Klewinghau­s leitet das Regionale Gebäudeman­agement. Ein Viertel seiner Aufgabe umfasst aber die Geschäftsf­ührung der Stadtentwi­cklungsges­ellschaft HEG.

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