Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Spannungen zwischen den Städten
Wegen der Arbeit des gemeinsamen Regionalen Gebäudemanagements (RGM) knirscht es zwischen Wipperfürth und Hückeswagen.
Wegen der Arbeit des gemeinsamen Regionalen Gebäudemanagements knirscht es zwischen den Städen Wipperfürth und Hückeswagen.
HÜCKESWAGEN Die Wipperfürther sind bekannt dafür, jeck zu sein. Gilt die Hansestadt doch als Karnevalshochburg in der Region. Keinen Spaß verstanden die Wipperfürther Politiker allerdings, als der Brief von Bürgermeister Dietmar Persian bei seinem Amtskollegen Michael von Rekowski eintraf, in dem er eine Unterstützung der Mitarbeiter des Regionalen Gebäudemanagements einforderte, das in der Schloss-Stadt angesiedelt ist – geschrieben ausgerechnet am 11. November, dem „Elften im Elften“. Persian schreibt darin: „Grundlage unserer Zusammenarbeit im RGM sollten (...) das gegenseitige Vertrauen und partnerschaftliches Arbeiten sein. Leider kommen bei uns immer wieder andere Signale an.“Wenn im Rat und in den Ausschuss-Sitzungen der Hansestadt Wipperfürth gesagt werde, das RGM laufe schlecht und desaströs und man keine Bestandsgarantie für das RGM geben will, dann gehe das nicht nur gegen seine Mitarbeiter, sondern stelle die Zusammenarbeit grundsätzlich in Frage.
Die Reaktion folgte prompt. Laut der in Wipperfürth erscheinenden Bergischen Landeszeitung bezeichnete SPD-Fraktionschef Frank Mederlet das Schreiben als „äußerst befremdlich und unangemessen“. Und sein CDU-Fraktionskollege Friedhelm Scherkenbach wird mit den Worten zitiert: „So ein Brief ist der falsche Weg.“
Hintergrund der Querelen sind offenbar die unterschiedlichen Auffassungen über die Ausgestaltung der Leitungsstellen beim RGM. So fordern die Wipperfürther nach Informationen unserer Redaktion, dass sich etwa RGM-Leiter Dieter Klewinghaus zu 100 Prozent um diesen Bereich kümmert. Tatsächlich umfassen seine RGM-Tätigkeiten nur 75 Prozent, das restliche Viertel ist für die Geschäftsführung der Hückeswagener Stadtentwicklungsgesellschaft (HEG) vorgesehen. Ähnlich sieht es bei Manuela
Garschagen aus, die sich hauptsächlich um den kaufmännischen Bereich des Regionalen Gebäudemanagements kümmert, aber einen gewissen Anteil ihrer Arbeit auch für den Eigenbetrieb Freizeitbad verwendet, dessen Betriebsleiterin die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung ist.
Nun gibt es in Wipperfürth das Großprojekt EvB-Gymnasium. Der Neubau von Mensa und Selbstlernzentrum für den Ganztag an der Schule, die auch von vielen Hückeswagener Jungen und Mädchen besucht wird, kostete zirka 3,8 Millionen Euro und wurde im September offiziell in Betrieb genommen. Allerdings soll nun der Altbau saniert werden – und da laufen den Wipperfürthern die Kosten davon. Während die Politik dort argumentiert, die RGM-Leitung hätte zu spät geplant, geht Persian von ganz anderen Grundlagen aus. Im Gespräch mit unserer Redaktion verweist er auf die ersten Planungen, die schon länger zurückliegen. „Inzwischen haben sich die brandschutztechnischen Anforderungen geändert, und eine energetische Sanierung und Investitionen in die Barrierefreiheit waren zunächst nicht vorgesehen“, sagt Hückeswagens Bürgermeister. Das führe natürlich zu mehr Kosten. „Das ist eine Kostenentwicklung, für die das RGM nichts kann.“
Zudem seien die Dinge umgesetzt worden, die ein Gutachter nach einer Evaluation im vorigen Jahr vorgeschlagen hatte. So wurden mehr Mitarbeiter für das RGM eingestellt, darunter Marco Raabe. Er ist unter anderem zuständig für den laufenden Betrieb aller Gebäude, den Brandschutz und die laufende Gebäudeunterhaltung, auch ist er Ansprechpartner alles Techniker und Hausmeister in beiden Städten. Die Führungsstruktur sei verändert worden, sagt Persian, es gebe nun die grundsätzliche Erhebung der technischen Gebäudedaten, und es wurde ein Ticketsystem eingeführt, bei dem Mängel im laufenden Betrieb gemeldet werden können.
Die Wipperfürther Unzufriedenheit an der Arbeit des Gebäudemanagements schwelt jedoch schon seit längerem. Daher sah sich der Hückeswagener Bürgermeister im November in der Pflicht, mit einem Brief an seinen Amtskollegen und den Wipperfürther Stadtrat die Wogen zu glätten und mehr Verständnis einzufordern. Darin heißt es unter anderem: „Seit mehr als zehn Jahren arbeiten unsere beiden Städte in verschiedenen Bereichen intensiv zusammen. Grundlage dieser Zusammenarbeit sind gegenseitiges Vertrauen und eine Partnerschaft auf Augenhöhe, die immer deutlich zu spüren war.“Zurzeit hätten beide Städten große Projekte vor der Brust – Hückeswagen etwa die neue Feuerwache und den Neubau der Löwen-Grundschule.
„Wir sind nach meiner Meinung auf einem guten Weg“, schrieb Persian. Aber es brauche Zeit, bis alle Maßnahmen wirkten, zumal viele neue Mitarbeiter sich erst in die Verwaltungsabläufe einarbeiten müssten. „Wenn dann die Zusammenarbeit immer wieder grundsätzlich in Zweifel gezogen wird, verunsichert dies nicht nur die Mitarbeiter, es demotiviert sie und macht die Bindung des so wichtigen Fachpersonals schwierig.“Darum bat er den Wipperfürther Rat, die Zusammenarbeit im RGM nicht infrage zu stellen, sondern vielmehr durch einen entsprechenden Beschluss zu bekräftigen.
„Ich weiß“, sagt Persian, „ein Brief löst keine Probleme, und es gibt auch berechtigte Kritik“. Beide Städte sollten aber im Austausch bleiben, und die Unzufriedenheit müsse aufhören. Sollte eine Stadt aus der Kooperation aussteigen, „wäre das fatal“.