Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Viele Brücken mit Schulnote sechs
Ihr schlechter Zustand könnte laut Regierung zu einem Sicherheitsrisiko werden.
BERLIN (mar) Die Bundesregierung hat eingeräumt, dass der schlechte Zustand vieler älterer Brücken an Autobahnen und Bundesstraßen zu einer Sicherheitsgefahr werden kann. „Aufgrund der Altersstruktur der Straßen- und Brückensubstanz und der schnellen Entwicklung des Verkehrsaufkommens, insbesondere des Schwerverkehrs mit erheblich gestiegenen Gesamtgewichten, sind bei älteren Brücken die Tragreserven allmählich aufgebraucht“, heißt es in der Antwort des Verkehrsministeriums auf eine kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion. 2506 Brücken und Teilbauwerke an Autobahnen und Bundesstraßen seien dringend sanierungsbedürftig.
Dem Papier zufolge hat sich der Zustand der sanierungsbedürftigsten Brücken an Bundesfernstraßen im laufenden Jahr sogar weiter verschlechtert. Erhielten 2018 noch gut 516.000 Brücken-Quadratmeter die Schulnote sechs, waren es 2019 bereits 533.000 Quadratmeter. In Nordrhein-Westfalen steht die Rheinbrücke Leverkusen auf der Liste der sanierungsbedürftigsten Autobahnbrücken auf Platz eins, gefolgt von der Brücke an der A 42 in Duisburg-Beeck. Bundesweit ging die Zahl der Brücken-Quadratmeter mit der Note mangelhaft von 2018 auf 2019 geringfügig von 3,2 auf 3,1 Millionen zurück.
Der schlechte Zustand der Brücken an Autobahnen und Bundesstraßen wird seit Jahren beklagt, doch der Bund kommt mit der Sanierung nur schleppend voran. Im
Zeitraum von 2019 bis 2023 stehe für Brückensanierungen die Summe von 4,3 Milliarden Euro bereit, so die Antwort. Bis 2030 solle bei allen Brücken an Autobahnen die erforderliche Tragfähigkeit hergestellt sein. Der Finanzbedarf für die Instandsetzung aller Bauwerke liege bis 2030 bei rund 12,9 Milliarden Euro.
„Sanierungen scheitern nicht an einem Mangel an Geld, sondern an langwierigen und komplexen Planungsverfahren, die zu den kompliziertesten weltweit gehören“, sagte der FDP-Politiker Oliver Luksic. Auch das jüngste Planungsbeschleunigungsgesetz greife an vielen Stellen zu kurz. „Wichtige Bauprojekte werden verzögert, da die Verfahren ineffektiv, bürokratisch und analog ablaufen.“