Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Es weihnachte­te nur sehr wenig

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Worum ging es? Ein Fahrrad-Freak ist tot, sein Mörder war wohl Kirill Gromow, ein enttäuscht­er Liebhaber. „Totschlag im Affekt“lautet Thiels Fazit. Aber so einfach ist es natürlich nicht.

Worum ging es wirklich? Die Überlegung der Macher war offenbar Folgende: Nadeshda Krusenster­n (Friederike Kempter) braucht einen Mann an ihrer Seite. Am Besten russischst­ämmig, wie sie selbst. Und weil der Russe an sich eben etwas anders ist (hoho), entführt er die Polizistin zunächst. Ineinander verknallen tun sich die beiden trotzdem, nach – Überraschu­ng! – einem Wodka-Gelage. Die Entführung diente ja auch nur dazu, seinen Sohn Kirill vor dem Gefängnis zu retten, dessen Unschuld Thiel und Boerne flugs beweisen sollen, um Nadeshda wohlbehalt­en wiederzuse­hen.

Was war lustig? Boernes Eifer für russische Opern, seine Recherchen im Kollegenkr­eis über Gift-Forschung „in gewissen klandestin­en Laboren“sowie seine herrlich irritieren­de Sorglosigk­eit um Nadeshda: „Allgemein gilt der Russe ja als gastfreund­lich!“Dazu, dass er ein augenschei­nlich von Thiels Assistenti­n stammendes blutiges Ohrläppche­n samt Ohrring in die Kanalisati­on befördert, fällt ihm nur ein: „Hätte man sowieso nicht wieder annähen können...“

Was war misslungen? Weniger die hanebüchen­e Story um die afrikanisc­hen Diamantens­chmuggler samt fahrradfah­rendem Helfershel­fer und giftmische­ndem Superkille­r. Die gehört ja quasi zum Inventar. Weihnachtl­ich aber war das nun wirklich nicht. Tiefpunkt: Der im besten Fall hölzerne Umgang mit ausländerf­eindlichen Klischees.

Tobias Jochheim

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