Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
23. Dezember 1997
Urteil gegen Jürgen Schneider
Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper sprach von „Peanuts“: Vor allem wegen dieser Aussage blieb der Skandal um die Pleite von Jürgen Schneider wohl vielen in Erinnerung. Denn bei den 50 Millionen D-Mark, die Kopper so bezeichnete, handelte es sich um die Schulden, die der Bauunternehmer bei mittelständischen Handwerksbetrieben hatte. Gegenüber den mehr als fünf Milliarden D-Mark, die Schneider verschiedenen Banken schuldete, war der Betrag tatsächlich eher gering. Schneider hatte in den 1990er Jahren ein Immobilienimperium aufgebaut. Seine Spezialität: Er kaufte Immobilien in Top-Lagen, unter anderem in Leipzig, München und Frankfurt am Main. Die Gebäude ließ er dann teuer sanieren. Doch das Imperium beruhte auf Pump – und auf Betrug. Schneider musste immer neue Kredite aufnehmen, dabei schönte er die Anträge nicht nur, sondern nutzte bewusst falsche Angaben. Mal vergrößerte er eine Immobilie um mehr als das Doppelte, mal übertrieb er die Mieteinnahmen. Auch den Banken wurden später Vorwürfe gemacht, sie hätten fahrlässig gehandelt. 1994 gab Schneider seine Zahlungsunfähigkeit bekannt, dann floh er ins Ausland. 1995 wurde er verhaftet und ausgeliefert. Es folgte der Prozess: Am 23. Dezember 1997 wurde Jürgen Schneider wegen Betrugs und Urkundenfälschung zu sechs Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. 1999 wurde er vorzeitig entlassen und die Reststrafe zur
Bewährung ausgesetzt.