Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Ein halbes Jahr lang werden Weihnachtslieder geprobt.
Peter Rinne dirigiert drei Chöre. Nach den Sommerferien beginnen dort die Proben für Adventskonzerte. Trotzdem freut er sich jetzt noch über weihnachtliche Melodien.
Von Theresa Demski WERMELSKIRCHEN Wenn Peter Rinne die ersten Weihnachtslieder des Jahres anstimmt, dann scheint draußen meistens die Sonne und das Thermometer zeigt deutlich über 20 Grad. „Da ist dann trotz der vertrauten Melodien von Weihnachtsstimmung noch keine Spur“, sagt der Chorleiter. Ganz im Gegenteil: Vielen Sängern gehe das Singen von Weihnachtsliedern im Sommer gehörig gegen den Strich. „Aber wenn wir pünktlich zu den Konzerten im Dezember ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine stellen wollen, dann müssen wir so früh anfangen“, sagt er. Das gilt für den Männergesangverein Niederwermelskirchen, der jedes Jahr zu zwei großen vorweihnachtlichen Konzerten einlädt. Und das gilt für den Kirchenchor und den Posaunenchor der Evangelischen Kirchengemeinde Hilgen-Neuenhaus, die Peter Rinne ebenfalls leitet. „Für unsere Mitgestaltung der weihnachtlichen Gottesdienste steigen wir allerdings etwas später in die Probenarbeit ein“, sagt Rinne (55).
Und trotzdem: Spätestens im September oder im Oktober erklingt im Stephanus Gemeindezentrum zum ersten Mal „Tochter Zion“oder „Kommet ihr Hirten“. Es sind die vertrauten, traditionsreiche Lieder, ohne die Peter Rinne sich ein Weihnachtskonzert nicht vorstellen kann. Auch, weil die Zuhörer dann mitsummen und manchmal sogar leise mitsingen. Weil die Texte stark seien, Bilder malen und Weihnachten werden lassen können. „Mir liegt daran, wieder Lieder zu Gehör zu bringen, die wir in der Adventszeit
nicht jeden Tag im Kaufhaus oder im Radio hören“, sagt Rinne. Und deswegen erweckt er mit seinen Sängern und den Mitgliedern des Posaunenchores einerseits alte Melodien zum Leben, die schon fast aus der Mode gekommen schienen. Er wagt auf der anderen Seite auch kleine Experimente – zumindest wenn die Chöre mitziehen.
So probten die Sänger des Männergesangvereins Niederwermelskirchen in diesem Jahr für das Weihnachtsprogramm ein Stück, das im Refrain die Titelmelodie vom „König der Löwen“übernahm. „Das mutete weihnachtlich an“, sagt Rinne und berichtet, dass es für viele der Sänger eine Herausforderung war, sich den englischen Zeilen zu widmen. Da werde dann in Lautschrift
der Text zu den Noten geschrieben. Davon merkt das Publikum am Ende nichts „Uns ist es wichtig, mit dieser Musik auch jüngere Menschen anzusprechen“, sagt Rinne. Im Publikum und als mögliche künftige Sänger. Dann macht er ein bisschen Werbung für der Chorgesang: „Das macht Spaß, bietet mir einen Ausgleich neben meinem Arbeitsalltag und gleichzeitig wird man Teil einer Gemeinschaft“, sagt er. Um auch jungen Menschen das Chorleben schmackhaft zu machen, sei eben ein abwechslungsreiches Repertoire wichtig. Neue Advents- und Weihnachtslieder ziehen deswegen jedes Jahr ins Programm der Chöre ein – ohne die traditionsreichen zu vertreiben. Manchmal werde ihm der Advent anstrengend, wegen der vielen Termine, Proben und Konzerte.
Aber Leid werde er die Weihnachtslieder nie – obwohl sie ihn so lange im Jahr begleiten. „Weihnachten
ohne Musik?“Peter Rinne lacht. Das sei für ihn nicht denkbar. Die Musik spreche die Seele und das Gefühl der Menschen an. „Eigentlich ist sie überall“, sagt er. Und das gelte nicht nur für Weihnachten. Wer genau hinhöre und darauf achte, entdeckte Melodien, Lieder und Rhythmen überall im Alltag. „Ein Leben ohne Musik wäre unerträglich langweilig“, sagt Rinne. Und was hört er nun selbst, wenn ihm weihnachtlich ums Herz werden soll? „Celine Dion“, sagt er, „gerne mit Streichorchester und traditionellen Weihnachtsliedern.“Spätestens dann kehrt auch bei dem Chorleiter, der sich fast die Hälfte des Jahres mit weihnachtlichen Melodien beschäftigt, echte Weihnachtsstimmung ein.