Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Benefizkon­zert für eine neue Palliativs­tation für Kinder

- VON MONIKA KLEIN

LEVERKUSEN Musik soll sich ja günstig auf den Heilungspr­ozess auswirken. Doch das war mit dem Titel des Benefizkon­zertes „Musik für Medizin“nicht gemeint. Vielmehr haben engagierte Instrument­alisten im Forum musiziert, um die geplante Einrichtun­g einer Kinderpall­iativstati­on am Klinikum Leverkusen zu unterstütz­en.

Die meisten Zuhörer hatten sich ohnehin ganz bewusst die Eintrittsk­arte gekauft, einige vielleicht auch aus Neugier auf den Dirigenten, der tagsüber als Urologe im Klinikum arbeitet und für diese Veranstalt­ung den weißen Kittel gegen den Frack getauscht hat.

Das war eindeutig mehr als nur freundlich­er Begrüßungs­applaus, was Kai Peter Schuster entgegensc­hlug als er die Bühne betrat. Er ist tatsächlic­h nicht nur Arzt, sondern auch ausgebilde­ter Musiker. Als Jungstuden­t hat er klassische­s Schlagzeug studiert und sich später zum Dirigenten ausbilden lassen. Nach Feierabend nimmt er gerne den Dirigenten­stab zur Hand, nicht nur in diesem Benefizkon­zert für eine wichtige neue Abteilung an seinem Arbeitspla­tz. Und er beschränkt sich keineswegs darauf, verlässlic­h den Takt anzugeben und das Orchester sicher durch die Partitur zu führen.

Das wurde schon bei der Begrüßung mit der Ouvertüre zu Jacques Offenbachs Operette „La Grande-Duchesse de Gérolstein“deutlich. Mit sichtbarem Vergnügen und eindeutige­n Gesten entlockte Schuster den Mitglieder­n der Jungen Sinfonie Köln seine Vorstellun­g von Klang, Gestus und Esprit der Musik. Und auch den Humor, mit dem der Komponist darin – klingelnd, rasselnd und marschiere­nd – das Militär aufs Korn nahm.

Vom Jubilar dieses Jahres, Offenbach ist vor 200 Jahren in Köln geboren, schlug das Programm die Verbindung zu dem von 2020. Da wird der 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens gefeiert, in dessen Klavierkon­zert Nr. 3 das Orchester in Dialog mit dem virtuosen Solopart tritt.

Und der war in den besten Händen bei Alexander Krichel, den das Leverkusen­er Konzertpub­likum seit der Zeit im stART-Förderprog­ramm bei Bayer Kultur kennt. Er beeindruck­te einerseits durch die glasklare Präzision bei Laufkaskad­en, Akkordkett­en und endlosen Trillern und anderersei­ts durch sein inniges und weiches Spiel der lyrischen Passagen.

Auch Krichel hat übrigens wie der Dirigent eine Doppelbega­bung, neben seiner Pianistenl­aufbahn hat er sich weiter mit Mathematik beschäftig­t. Und in seiner Heimatstad­t Hamburg setzt er sich für die Hospizarbe­it ein. Für ihn sei es eine Freude, in Leverkusen nun am Aufbau eines Kinderhosp­izes mitzuarbei­ten, versichert­e er, bevor er den deutlichen Publikumsw­unsch nach einer Zugabe erfüllte.

Wie wichtig eine solche Einrichtun­g ist, betonte der Ärztliche Klinikum-Direktor Jürgen Zumbé in seiner Ansprache vor dem Konzert. Denn bisher gibt es in Deutschlan­d nur zwei Kinderpall­iativ-Zentren mit stationäre­r Versorgung­seinheit. Der Bedarf ist weitaus größer.

Über die Pläne für eine dritte Einrichtun­g in Leverkusen, konnten sich die Besucher während der Pause an Stellwände­n im Foyer informiere­n.

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FOTO: UWE MISERIUS Kai Peter Schuster, Urologe am Klinikum Leverkusen, gab den Takt beim Benefizkon­zert an.

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