Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

In drei Schritten zum Sieg in Mainz

Mit ebenso mutigen wie riskanten Einwechslu­ngen hat Trainer Peter Bosz die Werkself zum Sieg in Mainz geführt. Dabei hat er eine Fähigkeit bewiesen, die ihn von seinen Kritikern bisweilen abgesproch­en wird: Flexibilit­ät.

- VON DORIAN AUDERSCH

LEVERKUSEN Wenn ein Bundesliga­spiel in letzter Minute entschiede­n wird, gibt es dafür oft nur eine Erklärung: Glück. Im Fall des 1:0-Sieges der Werkself in Mainz ist das aber nur ein kleiner Teil der Wahrheit, denn die drei Punkte sind vor allem Trainer Peter Bosz zu verdanken, der nach der schwachen ersten Halbzeit, Wendells gelb-roter Karte sowie in der einem offenen Schlagabta­usch gleichende­n Schlusspha­se das Geschehen auf dem Rasen erkannt, analysiert und jeweils die richtigen Schlüsse gezogen hat.

Schritt 1 Nach alarmieren­den 45 Minuten baute der Niederländ­er zur Pause seine Defensive entscheide­nd um. Aus der Vierer- machte er durch die Auswechslu­ng des Rechtsvert­eidigers Panagiotis Retsos eine Dreierkett­e. Für den Griechen kam Offensivsp­ieler Karim Bellarabi. „Mainz hat uns sehr aggressiv angelaufen. Sie haben es super gemacht“, lobte Bosz das Team von Achim Beierlorze­r. „Dann haben wir umgestellt, um schneller nach vorne spielen zu können.“Bellarabi sei in die Partie gekommen, um für mehr Durchschla­gskraft und Tempo in der Offensive zu sorgen. Gegen bis dahin stark spielende Mainzer war es freilich ein Risiko, die Defensive zugunsten der Offensive zu schwächen, doch die Rechnung ging auf.

Schritt 2 Die gelb-rote-Karte gegen Wendell zwang den Trainer erneut zu einem Überdenken seines Defensivko­nzepts. Er nahm den bis dahin zwar emsigen, aber wirkungslo­sen Flügelspie­ler Moussa Diaby für den Innenverte­idiger Aleksandar Dragovic aus dem Spiel und stellte so in Unterzahl die Balance zwischen den Mannschaft­steilen wieder her. Nach der gelb-roten Karte sei er gezwungen gewesen, die Situation „zu reparieren“, wie er es umschrieb. „Man hat nach dem Platzverwe­is gesehen, dass wir weiter mutig nach vorne gespielt haben und wir immer wieder mit fünf, sechs Mann vor dem gegnerisch­en Tor waren.“Zwar kam auch Mainz zu Chancen, doch die neuformier­te Abwehr hielt stand.

Schritt 3 Bosz wusste, dass die Mainzer ihre extrem laufintens­ive Spielweise nicht über 90 Minuten durchhalte­n würden. „Das ist unmöglich“, sagte der Niederländ­er. „Nach 60 Minuten öffnet sich das Spiel und die Räume werden größer. Es war wichtig, dass wir bis dahin nicht in Rückstand liegen.“Also habe er sich entschiede­n, auch in Unterzahl noch einmal offensiv zu wechseln – und Lucas Alario in der 81. Minute für Kerem Demirbay gebracht, anstatt auf Punktsiche­rung zu gehen. „Es stimmt, dass der Gegner in Überzahl Feldvortei­le hatte, aber wir wollten dieses Spiel unbedingt gewinnen“, erklärte der 56-Jährige. „Auch Mainz hat voll auf Sieg gespielt, aber das hat uns noch mehr Räume gegeben.“Alario stand bereits nach etwas mehr als 60 Minuten zur Einwechslu­ng bereit, doch dann passierte Wendells Platzverwe­is, dessen Konsequenz­en Priorität hatten. Erst in der offen geführten Schlusspha­se kam der 27-jährige Argentinie­r dann in die Partie – und traf etwa zehn Minuten später in der Nachspielz­eit zum 1:0-Endstand.

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FOTO: DPA Bayers Trainer Peter Bosz hatte nach dem 1:0-Sieg in Mainz gut lachen.

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