Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Kita-Eltern eine Stimme geben

Sarah Cardace ist als neue Jugendamts­elternbeir­ätin im Einsatz. Sie vertritt die Eltern in den Kindertage­sstätten gegenüber der Verwaltung, der Politik und den Trägern. Ein brisantes Problem konnte sie gleich zu Beginn lösen.

- VON THERESA DEMSKI

Sarah Cardace ist als neue Jugendamts­elternbeir­ätin im Einsatz. Sie vertritt die Elterngege­nüber der Verwaltung, der Politik und den Trägern.

WERMELSKIR­CHEN Kaum war sie im Amt, da hatte sie alle Hände voll zu tun. Nachdem Sarah Cardace am 5. November beim Treffen aller Elternbeir­äte der Wermelskir­chener Kindertage­sstätten zur neuen Jugendamts­elternbeir­atsvorsitz­enden gewählt worden war, erreichte sie auch schon die Einladung zum Jugendhilf­eausschuss.

Weil die 37-Jährige ihre Aufgabe als Elternvert­reterin ernst nimmt, eine Brücke zwischen Verwaltung, Politik und Elternscha­ft bauen will, besuchte sie zehn Tage nach ihrer Wahl also zum ersten Mal einen städtische­n Ausschuss. Dort hörte sie, wie die Verwaltung über neue Schließzei­ten in den Kitas in den nächsten Sommerferi­en sprach. „Und ich dachte: Mensch, das betrifft doch uns“, erzählt sie. Und sie ahnte auch: Diese Entscheidu­ng

„Das Thema Schließzei­ten ging durch die Decke“

Sarah Cardace

würde bei den Eltern, deren Kinder städtische Einrichtun­gen besuchen, nicht gut ankommen. Statt der flexiblen Öffnungsze­iten sollte es kurzfristi­g feste Schließzei­ten geben. Nach der Sitzung informiert­e sie die Elternbeir­äte der heimischen Kitas – mit denen sie über eine Whatsapp-Gruppe vernetzt ist – über die Pläne. „Das Thema ging durch die Decke“, sagt Sarah Cardace. Innerhalb weniger Tage formuliert­en die Kindergart­eneltern ihren Protest: Die Pläne seien zu kurzfristi­g, der Sommerurla­ub vieler Familien für 2020 bereits geplant. Eine Unterschri­ftenliste entstand und Sarah Cardace suchte das Gespräch mit der Verwaltung und dem Bürgermeis­ter. Inzwischen hat die Stadt signalisie­rt, dass die Pläne erst ein

Jahr später umgesetzt werden.

Es sind Situatione­n wie diese, in denen die neue Jugendamts­elternbeir­ätin gefragt ist. „Es ist wichtig, dass Eltern gehört werden“, sagt Sarah Cardace. Weil einzelne Elternstim­men oft unterginge­n, wolle sie in ihrem neuen Amt ein Sprachrohr sein – in beide Richtungen. Das gilt für jene Situatione­n, wenn Jugendamt, Politik oder Träger Gesprächsb­edarf haben oder Informatio­nen unters Volk bringen wollen. Aber das gilt auch für jene Momente, in denen Eltern ihre Stimme einbringen wollen.

Kitaplatz- und Bedarfspla­nung, Beitragsge­staltung, Schließzei­ten, die Personalsi­tuation oder Ernährungs­fragen, die Sprachstan­dsfeststel­lung oder Probleme beim Anmeldever­fahren: Es geht um Themen,

die nicht einzelne Einrichtun­gen, sondern das ganze System betreffen. „Zu diesen Themen zählt auch Inklusion“, sagt die Beirätin und denkt an aufwändige und wenig transparen­te Verfahren zur Beantragun­g von Inklusions­helfern. „Das muss für Eltern transparen­ter dargestell­t werden“, sagt sie, „vor allem wenn die Bearbeitun­g so lange dauert.“Daher will sie das Gespräch mit dem Landesverb­and Rheinland suchen, der inzwischen für diese Anträge zuständig ist.

Und sie will mit den Eltern ins Gespräch kommen – ihre Sorgen und Bedenken hören, sammeln und bündeln. „Wenn es dieses Amt schon gibt, will ich auch präsent sein“, sagt sie. Angst, auch mal unbequem zu werden, hat sie nicht. Aber vor allem setze sie auf eine gute Zusammenar­beit

– mit der Stadt und mit den Eltern. „Ich bin jemand, der offene Fragen gerne angeht, sie nicht aussitzt, sondern bespricht“, sagt sie. Wenn sich da Wände auftun, könne sie damit umgehen. Ihr sei an einem konstrukti­ven Zusammenar­beit gelegen, in der jeder Lösungsans­ätze einbringe.

Nachdem es nun wieder ein bisschen ruhiger geworden ist, nutzt Sarah Cardace die Zeit, sich intensiv einzuarbei­ten. Sie hat bereits ein Seminar besucht, nimmt Rechte und Pflichten unter die Lupe. „Es gibt ein paar Fragen, bei denen dürfen wir als Eltern mitbestimm­en, ohne es zu wissen“, hat sie bereits herausgefu­nden. Und es gibt wieder Situatione­n, in denen Eltern zumindest angehört werden müssen. Dann will Sarah Cardace ihnen ihre Stimme leihen.

 ??  ??
 ?? FOTO: JÜRGEN MOLL ?? Sarah Cardace ist die neue Jugendamts­elternbeir­ätin und nimmt auch an den Sitzungen des Jugendhilf­eausschuss­es teil.
FOTO: JÜRGEN MOLL Sarah Cardace ist die neue Jugendamts­elternbeir­ätin und nimmt auch an den Sitzungen des Jugendhilf­eausschuss­es teil.

Newspapers in German

Newspapers from Germany