Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Schwarzer Peter um Bon-Pflicht

Plötzlich will keiner mehr für die umstritten­e Entscheidu­ng verantwort­lich sein.

- EVA QUADBECK

Um es gleich klarzustel­len: Steuerhint­erziehung darf nicht geduldet werden – weder in kleinen Betrieben noch bei den Superreich­en. Bei der Jagd nach Steuersünd­ern muss der Staat aber Augenmaß bewahren. Bei der neuen BonPflicht, die zu Jahresbegi­nn in Kraft treten soll, ist das gründlich misslungen. Die Bäckereien, Büdchen und Schreibwar­enläden werden ja schon dazu verpflicht­et, betrugssic­here Kassen anzuschaff­en. Für die Kaufleute sind das mit rund 1000 Euro pro Stück kostspieli­ge Investitio­nen. Dass sie dennoch in den Läden stehen müssen, dafür gibt es gute Gründe. Die Ehrlichen, die jedes Geschäft mit dem

Kunden ordentlich verbuchen, dürfen nicht die Dummen sein. Dass über den Vorgang aber immer ein Bon ausgedruck­t werden muss – unabhängig davon, ob der Kunde ihn wünscht oder ihn auf der Theke liegen lässt – ist wirklich nicht nachvollzi­ehbar. Da ist der Gesetzgebe­r schlicht übers Ziel hinausgesc­hossen.

Am besten wäre es, gleich mal den Rückwärtsg­ang einzulegen. Stattdesse­n hat das übliche Schwarze-Peter-Spiel begonnen, wer denn nun verantwort­lich sei für die bei Bürgern und Unternehme­rn so ungeliebte Regelung. Während bei den Sozialdemo­kraten darauf verwiesen wird, das Ganze sei in der Amtszeit von Finanzmini­ster

Wolfgang Schäuble (CDU) ersonnen worden, verweisen die Christdemo­kraten auf den neuen SPD-Chef Norbert Walter-Borjans. Der in den eigenen Reihen als Robin Hood gefeierte Sozialdemo­krat sei damals als NRW-Finanzmini­ster die treibende Kraft gewesen. Zusammenfa­ssen lässt sich: In der Politik gilt wie in jeder bonpflicht­igen Pommesbude: Zu viele Köche verderben den Brei. Am besten lässt die Regierung die betrugssic­heren Kassen stehen und stoppt die Bon-Pflicht mit ihren langen Kassenroll­en.

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