Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Das Werk der Barmherzigen
Die Bibel nennt sieben Werke der Barmherzigkeit. Wir stellen sieben Menschen vor, in deren Leben Nächstenliebe eine große Rolle spielt: Sie kümmern sich um Menschen in einer Notsituation.
Die Kranken besuchen
AWagner lles fing mit seinem Schützenverein an. Der bat Klaus darum, mal beim Sommerfest eines Pflegeheimes Klavier zu spielen. Das ist jetzt 19 Jahre her. Seitdem macht Wagner (65) das regelmäßig. Immer dabei sind seine Frau Edith und die Liederbücher, die sie selbst für die Senioren erstellt haben. Mit extragroßer Schrift und deren Lieblingsliedern wie „Hoch auf dem gelben Wagen”. „Es ist unglaublich, was die Musik mit den Menschen macht”, sagt die 68-jährige Edith Wagner. „Menschen, die sich kaum noch an etwas erinnern, oft auch nicht mehr sprechen können, singen plötzlich die Liedtexte mit.” Die Wagners sind sich sicher: „Musik sperrt vor allem in Demenzkranken verschlossene Türen wieder auf.“
Die leuchtenden Augen während der Musikstunde sind auch der Grund, warum Edith Wagner inzwischen auch Kaffee und Kuchen für die Senioren ausrichtet. Gemeinsam führen sie die Kaffeetasse zum Mund oder befördern das Stück Torte erst auf die Gabel und dann in den Mund. „Ich kenne auch alle Tricks, die helfen, wenn es schwer ist zu schlucken”, sagt sie. Kranke pflegen, indem sie etwas für ihre Lebensqualität tun, darum geht es den beiden. Und dafür lassen sie auch alles stehen und liegen. „Wenn wir in unser Ferienhaus fahren, unterbrechen wir für diese vier Termine im Monat auch unseren Urlaub”, sagt Edith Wagner. „Die Leute fragen ja schon immer nach uns. Da müssen wir hin.”