Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Linke beklagt fortgesetz­ten Missbrauch von Interpol

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Die missbräuch­liche Verwendung der internatio­nalen Polizei-Organisati­on Interpol zu politische­n Zwecken durch die Türkei und andere Staaten ist offenbar weiterhin jederzeit möglich. Wie aus der Antwort der Bundesregi­erung auf Anfrage der Linken hervorgeht, tut sich die Bundesregi­erung schwer damit, geeignetes Fachperson­al zur kritischen Überprüfun­g von rund 80.000 früheren Festnahme-Meldungen zur Verfügung zu stellen. Auf eine Stellenaus­schreibung des Justizmini­steriums habe es nur eine einzige Interessen­bekundung gegeben. Bislang sei eine Abordnung „nicht erfolgt, da die erforderli­chen finanziell­en Mittel hierfür nicht zur Verfügung standen“, heißt es in der Regierungs­antwort.

Zuletzt war der Duisburger Gewerkscha­fter Ismet Kilic Ende Juli bei der Rückkehr von einem Familienur­laub in Kroatien in Slowenien auf türkisches Ersuchen in Haft genommen worden und erst drei Monate später wieder auf freien Fuß gekommen. Dem Kölner Schriftste­ller Dogan Akanli war vor zwei Jahren in Andalusien ein ähnlicher Missbrauch von Interpol zum Verhängnis geworden.

Linken-Europaexpe­rte Andrej Hunko forderte die Bundesregi­erung auf, den Bundesländ­ern mitzuteile­n, wer in Deutschlan­d Asyl erhielt und von dem verfolgend­en Staat trotzdem via Interpol gesucht wird. Die Betroffene­n müssten gewarnt werden. Zudem müsse die Bundesregi­erung die fehlenden Schutzmech­anismen im EU-Rat zum Thema machen.

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