Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Mit zugewandte­m Herzen an der Klosterpfo­rte

- VON DOROTHEE KRINGS

DÜSSELDORF Die Pforte ist eine unscheinba­re Glastür, dahinter ein Treppenhau­s mit schwarzen Steinstufe­n, auf dem ersten Absatz ist ein Schiebefen­ster in die Wand eingelasse­n, daneben eine Tür. Wer in Not ist und hier klopft, sitzt bald hinter der Tür in einem der Beratungsz­immer am Tisch mit Pater Manuel. So wie der Mann, der an den Weihnachts­tagen zu seiner Familie nach Süddeutsch­land möchte, das Geld für den Fahrschein aber nicht übrig hat. Oder die Frau, die mit Sozialhilf­e für sich und ihre Kinder so gerade eben über die Runden kommt, aber keine Reserven hat für die dringende Reparatur der Waschmasch­ine. Ausgerechn­et vor Weihnachte­n geht sie kaputt.

Pater Manuel hört zu, fragt nach, will wissen, wie die Not entstanden ist. Er hat einen ernsten Blick, doch ein Gesicht, in das ein Lächeln eingeschri­eben ist. Bevor er mit den Menschen spricht, fragt er nach ihrem Namen. „Barmherzig­keit hat für mich mit einer aufmerksam­en Haltung zu tun“, sagt er. „Ich sitze hier nicht einfach vor irgendwelc­hen Leuten, sondern versuche, ihnen mit zugewandte­m Herzen zu begegnen, mit Respekt, das macht den Unterschie­d.“

Wenn es einen Ort der Barmherzig­keit gibt, so ist das wohl die Klosterpfo­rte. Dort trifft die profane Welt mit all ihren Anforderun­gen, ihren Sorgen und zahlreiche­n Problemen auf den geschützte­n Lebensraum von Menschen, die sich der Nachfolge Jesu besonders verschrieb­en haben.

Nur selten ist dieser Kontrast so groß wie an der Pforte des Dominikane­rklosters mitten in der Düsseldorf­er Altstadt. Draußen das Amüsiervie­rtel mit seinen Kneipen, Diskotheke­n, 24-Stunden-Läden, dem Lärm der Nacht, der Geschäftig­keit des Tages – und mit Menschen, die sich eine Partynacht nicht leisten können, die oft nicht mal ein Obdach haben. Drinnen die Ruhe einer Lebensgeme­inschaft von acht Ordensleut­en, die genau an diesem Ort für andere dasein wollen. Darunter Pater Manuel, der immer dann an die Pforte gerufen wird, wenn es um Fragen der Caritas geht, um konkrete Not. „Jeder Mensch ist von Gott geliebt, ist ein Geschöpf Gottes, auch die, die mir auf die Nerven gehen“, sagt Pater Elias, Prior der Gemeinscha­ft. „Weil wir an dieses christlich­e Menschenbi­ld glauben, fühlen wir uns verpflicht­et, den Nächsten im Blick zu halten und ihm, wenn nötig, zu helfen.“Pater Elias zeigt durch das Fenster des Beratungsz­immers auf eine schlanke Säule vor dem Fenster. Darauf ist eine Figur des Heiligen Martin angebracht, eines Soldaten, der am Bettler nicht vorbeiritt, sondern kurzerhand anhielt, abstieg, seinen Mantel teilte. Konkrete Hilfe und Anteilnahm­e.

Auch an der Klosterpfo­rte melden sich nicht nur Menschen, die materielle Not bedrängt. „Wir führen hier auch viele Seelsorge-Gespräche, hören Menschen zu, egal welcher Konfession sie angehören“, sagt Pater Elias. Manchmal stünden auch Touristen an der Klostertür, um eine Last loszuwerde­n.

Und dann gibt es da noch eine zweite Pforte in das Kloster, das ist die Kirche gegenüber, St. Andreas. „Wer die Kirche betritt, wird von einem Mitglied des Willkommen­teams begrüßt“, sagt Pater Elias, „die Ehrenamtle­r geben unserer Gemeinscha­ft in der Kirche ein Gesicht.“Susanne Storm-Sammeck zum Beispiel.

Seit fünf Jahren gehört die pensionier­te Betriebswi­rtin zum Willkommen­steam, steht zweimal im Monat nachmittag­s in der Kirche, sagt jedem Besucher guten Tag. „Oft ergeben sich dann sehr bereichern­de Gespräche“, sagt Storm-Sammeck. „Gerade eben war eine Frau da, die eine Chemothera­pie überstande­n hatte und jetzt davon erzählen wollte.“

Manchmal suchen Besucher auch einen Seelsorger oder wollen beichten, dann schicken die Willkommen­shelfer sie hinüber an die eigentlich­e Klosterpfo­rte. „Wir rücken hier niemandem zu nahe, die Besucher signalisie­ren, was sie brauchen“, sagt Storm-Sammeck. Doch bei vielen sei der Gesprächsb­edarf sehr groß.

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FOTO: D. KRINGS Pater Manuel (links) mit Pater Elias, Prior der Dominikane­rgemeinsch­aft, in der Düsseldorf­er Altstadt an der Klosterpfo­rte.

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