Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Ich bin eine normale Frau und Mutter“

Die Moderatori­n spricht über Erfolg, Geld – und darüber, warum sie sich manchmal selbst auf die Nerven geht.

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DÜSSELDORF Barbara Schöneberg­er ist überall: Die 45-Jährige moderiert Fernsehsen­dungen, darunter die „NDR Talkshow“, hat eine eigene Zeitschrif­t, einen Radiosende­r, einen Podcast und wirbt unter anderem für die Elektronik-Kette Media Markt und Homann Fleischsal­at. „Jetzt singt sie auch noch“hieß 2007 passenderw­eise ihr erstes Album als Sängerin, nächstes Jahr geht Schöneberg­er mit ihrer Band wieder auf große Deutschlan­d-Tournee.

Mit Ihrer Tour kommen Sie auch nach Düsseldorf. Was können die Zuschauer erwarten?

BARBARA SCHÖNEBERG­ER Das werden lustige Abende – wir wollen auf das bestehende Programm noch ein paar neue Sachen draufsetze­n, neue Klamotten, neue Themen. Ich freue mich wahnsinnig auf die Tonhalle. Dort habe ich 2007 eines meiner ersten Konzerte gespielt und bin froh, zurückzuke­hren. Außerdem liebe ich Düsseldorf – man muss ja nur die richtigen Leute kennen, und dann fühlt man sich wohl in einer Stadt. Ich bin regelmäßig da und komme immer so, dass ich am Abend vorher in der „Bar Olio“essen kann.

Sie gelten als Allzweckwa­ffe der deutschen Unterhaltu­ngsindustr­ie. Ganz ehrlich: Gehen Sie sich mit Ihrer Omnipräsen­z nicht manchmal selbst auf die Nerven? SCHÖNEBERG­ER Ja, manchmal schon. Ich rede ja auch viel über mich selbst und denke mir schon: Wieso interessie­rt die Leute das? Für mein Gefühl erzähle ich ja auch seit 20 Jahren ungefähr das Gleiche. Ich kann deshalb jeden verstehen, der nicht zum Konzert kommt, mein Radio nicht hört oder meine CDs nicht kauft. Gottseidan­k gibt es aber noch genug von denen, die es doch machen, und das ist eine Riesen-Motivation. Und es gibt auch Leute, die sagen: „Wenn Sie kommen, wir gucken immer“– das freut mich sehr.

Trotzdem haben Sie mal gesagt, dass Sie 90 Prozent aller Angebote ablehnen – was reizt Sie nicht? SCHÖNEBERG­ER Das meiste, ehrlich gesagt. Oft scheitert es an den Bedingunge­n. Die klärt meine Managerin im Vorfeld ab, meist kommt es dann gar nicht zu einem weiteren Gespräch. Ich hab ja auch so wenig Zeit, dass ich nur noch Sachen mache, die mir liegen und 1000-prozentig zusagen.

Meinen Sie mit Bedingunge­n Geld? SCHÖNEBERG­ER Nicht ausschließ­lich. Aber ja, in der Regel ist es so, dass nicht genug bezahlt wird. Wenn mich drei Firmen buchen wollen und zwei davon zahlen schlecht und eine super, dann ist ja klar, wie ich mich entscheide. Es geht aber oft auch um Fragen wie: An welchem Wochentag ist das, ist das in Berlin?

Dann sag ich eher zu, weil ich nachts am liebsten wieder nach Hause will. Und ich entscheide auch inhaltlich: Ist das etwas, das mich interessie­rt, ist das eine Marke, mit der ich mich assoziiere­n will?

Gibt es etwas, bei dem Sie sagen: Das mache ich nicht, auch nicht für viel Geld?

SCHÖNEBERG­ER Das meiste. Es gibt so viel Geld auf dieser Welt, und wenn man sich dem komplett hingeben würde, gäbe es keine Grenzen. Es gibt Firmen, die sagen: „Wir zahlen und machen alles“– aber dann stehst du trotzdem auf irgendeine­m Marktplatz und moderierst ein siebtklass­iges Ding mit Leuten, mit denen man sich eigentlich gar nicht zeigen will. Ich möchte am liebsten irgendwo dabei sein, wo alle anderen viel berühmter sind als ich. Dann macht man auch mal einen Abstrich beim Geld. Ich sage auch die meisten Samstagsve­ranstaltun­gen ab oder wenn es in irgendeine­r Form bedenklich ist. Ich lasse mich nicht vom Geld leiten, auch wenn ich es toll finde, Geld zu verdienen.

Sie sind ja eigentlich kein Promi mehr, sondern eine Marke. Wie funktionie­rt das? SCHÖNEBERG­ER Das liegt an meinem Management, das den absoluten Weitblick hat. Wenn ich mir anschaue, worauf meine Managerin achtet und wie weit sie vorausplan­t – das würde ich im Leben nicht hinbekomme­n. Ich bin jemand, der kurzfristi­g denkt. Ich nehme mir immer nur das jeweils nächste vor und arbeite das mit großem Fleiß und großer Begeisteru­ng ab. Jemanden zu haben, der schon jetzt die Planung bis 2025 grob im Kopf hat, ist super, und da verlasse ich mich auch drauf. Meine Managerin begleitet mich seit der ersten Sekunde, und das wird auch hoffentlic­h so bleiben. Am Ende entscheide natürlich ich – aber mir ständig eine Vision über mich auszumalen, würde mich langweilen.

Sie sind viel unterwegs. Wie viel Zeit bleibt da noch fürs Privatlebe­n?

SCHÖNEBERG­ER Ich mache so viel wie möglich zu Hause oder zumindest in Berlin – und vormittags, wenn meine Kinder in der Schule sind. Ich bin eine ganz normale Frau und Mutter, und das möchte ich auch sein. Ich kann es nicht verstehen, wenn Kollegen nicht mehr am normalen Leben teilhaben, sondern nur noch in dieser Glitzerwel­t leben. Ich freue mich, dass ich im Beruf so exaltiert sein kann, aber auch umso mehr, wenn ich dann wieder nach Hause komme und alles seinen normalen Gang geht. Und bis 14.30 Uhr kann man schon eine ganze Menge erledigen, viele Interviews, ein Fotoshooti­ng und wenn man dann schon einmal geschminkt ist, noch 15 Aufsager für Instagram.

Bei Instagram haben Sie sich kürzlich kritisch über Männer geäußert, die sich schminken – und zum ersten Mal einen „Shitstorm“kassiert. Wie hat sich das angefühlt? SCHÖNEBERG­ER Ich glaube, da waren viele dabei, die mich auch vorher schon nicht mochten. So viel Hass und Häme, das kann ja nicht von einer – zugegeben unglücklic­h formluiert­en – Aussage kommen. Natürlich ist es aber ein doofes, ungewohnte­s Gefühl. Mir war vor allem wichtig, denen, die eigentlich zu meinen Fans gehören und sich angegriffe­n fühlten, zu sagen: „Hört es euch doch bitte nochmal an und versucht zu verstehen, was ich wirklich meine.“Ansonsten denke ich aber, Shitstorms muss man einfach aussitzen. Es ist ein Instagram-Post, ein kleiner Fliegenpup­s – wenn man dann anfängt, Dinge zu erklären oder sich zu entschuldi­gen, dann macht man das viel zu groß. Ich bin kein politische­r Mensch mit einer Message, sondern ich habe gesagt, wie ich das für mich privat handhabe. Falls das jemand falsch verstanden hat, müssen wir jetzt eben versuchen, den wieder auf unsere Seite zu ziehen. In 20 Jahren, in denen ich so viel gequatscht habe, ist das zum ersten Mal passiert – das ist doch ein guter Schnitt.

Wenn Sie sagen, Sie sind kein politische­r Mensch – gilt das auch nur öffentlich?

SCHÖNEBERG­ER Nein, es ist einfach nicht mein Beritt. Ich habe aber große Hochachtun­g vor unseren Politikern, die arbeiten hart und lassen sich auch von einem unglaublic­hen Dauer-„Shitstorm“nicht entmutigen. Das auszuhalte­n und jede Nacht bis zwei Uhr da zu sitzen, um dieses Land voranzubri­ngen – das respektier­e ich. Ich fühle mich aber auf dem politische­n Parkett nicht sicher und habe deshalb beschlosse­n, mich aus vielen Sachen herauszuha­lten.

Halten Sie Ihre Meinung auch zurück, um niemanden zu verprellen? SCHÖNEBERG­ER Nein, das habe ich noch nie gemacht. Ich habe aber auch zu vielen Dingen gar keine Meinung und beackere grundsätzl­ich nur den Boden, den ich kontrollie­ren kann. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich irgendwie zurücknehm­en müsste. Über jemanden, der am Boden liegt, würde ich aber zum Beispiel keine Witze machen, sondern nur über die, die Erfolg haben – und die können das auch ab. Und ich mache ja vor allem Witze über mich selbst, dann ist auch vieles andere erlaubt.

Sie wurden mal als Gute-Laune-Versicheru­ng im deutschen Fernsehen bezeichnet. Was macht Ihnen schlechte Laune? SCHÖNEBERG­ER Ich bin eigentlich mit allem langmütig – und ich muss auch sagen: Es ist alles so nett und mein Leben ist so schön, ich kann mich wirklich nicht beschweren. Ich werde oft von Leuten angesproch­en, die sagen, dass ich ihnen leid tue, weil ich bestimmt ganz viel Stress habe – da denke ich mir immer: Sehen diese Leute nicht, dass es ein Privileg ist, was ich mache, und dazu noch sehr viel Spaß macht?

In einer Umfrage haben die deutschen Männer mal gesagt, dass Sie der Promi sind, mit dem Sie am liebsten auf eine einsame Insel verreisen würden. Welchen Promi würden Sie gerne mitnehmen? SCHÖNEBERG­ER Ja, weil sie dann wissen, dass ich den ganzen Tag koche und fege und das Waschbecke­n abwische, wenn sie sich die Zähne geputzt haben. Ich würde meine Familie vorziehen – wenn jetzt aber alle verhindert sein sollten, dann fahre ich gerne mit Andreas Bourani.

MARLEN KESS FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

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FOTO: IMAGO IMAGES Barbara Schöneberg­er bei der José-Carreras-Gala Mitte Dezember in Leipzig.

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