Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Das Wunder der Geburt

Hebamme Kathrin Backmann begleitet werdende Eltern durch eine der schönsten Lebensabsc­hnitte – die Zeit vor und nach der Geburt.

- VON HEIKE KARSTEN

KÄFERNBERG Kathrin Backmann wurde der Beruf der Hebamme im wahren Sinne des Wortes in die Wiege gelegt. „Ich bin die Älteste unter 14 Kindern und mit Schwangers­chaften und Babys aufgewachs­en”, erzählt die gebürtige Schleswig-Holsteiner­in. Die Hebamme sei in ihrem Elternhaus immer gegenwärti­g gewesen. „Ich war beeindruck­t und habe auch mein erstes Kreißsaal-Praktikum bei dieser Hebamme gemacht”, sagt sie.

Für Kathrin Backmann, die in Käfernberg lebt, ist jede Schwangers­chaft und Geburt ein Zauber. „Es ist wie die Entwicklun­g einer kleinen Raupe zu einem Schmetterl­ing”, sagt sie und vergleicht das Heranwachs­en des Kindes im Mutterleib. Ihre Aufgabe beginnt bereits damit, die werdenden Eltern auf das Leben mit Kind vorzuberei­ten. Viele Mütter gingen jedoch ganz intuitiv mit ihrem Kind um, so wie die junge Mutter aus der Nachbarsch­aft, die erst vor wenigen Wochen ihr erstes Kind zur Welt gebracht hat.

Drei Hebammen arbeiten derzeit in Hückeswage­n: neben Kathrin Backmann noch Ute Kiehnke und Carina Meise-Stefer. „Eigentlich zu wenig”, betont die 41-Jährige. „Die Situation ist sehr angespannt.” Denn im Oberbergis­chen Kreis gebe es nicht viele Hebammen, vor allem in Wipperfürt­h, Hückeswage­n und Radevormwa­ld. „Da wir auch wirtschaft­lich denken müssen, lohnt sich eine Betreuung mit einer Wegzeit von 20 Minuten pro Fahrt nicht. Daher können wir nur schwer Familien mit einer größeren Entfernung eine Betreuung anbieten“, sagt die Hebamme. Kathrin Backmann ist bereits jetzt bis September nächsten Jahres ausgebucht. In 2020 soll die Versicheru­ngssumme für Hebammen mit Geburtshil­fe von 8664 auf 9098 Euro steigen. Theoretisc­h gibt es von den Krankenkas­sen zwar einen Sicherstel­lungszusch­lag, der den Hebammen einen Großteil der Versicheru­ngssumme erstattet. „Aber die Anträge sind komplizier­t und der Zeitaufwan­d ist zu hoch und wird von vielen Kolleginne­n nicht in Anspruch genommen“, fügt sie hinzu.

Katharina Backmann berichtet von Frauen, die am Telefon in Tränen ausbrechen, weil sie keine Hebamme finden. Besonders im Sommer sei die Versorgung schwierig. „Wir sprechen uns schon untereinan­der ab und übernehmen Krankheits­vertretung­en. Aber es macht mich ganz unglücklic­h, dass wir keine richtige Alternativ­e anbieten können”, sagt sie. An mangelndem Einsatz liegt das nicht.

„Ich hatte seit den Sommerferi­en gerade einmal 15 freie Tage”, berichtet Kathrin Backmann, die sich daher ganz besonders auf die Weihnachts­feiertage mit ihrer Familie freut, an denen keine Kurse und Hausbesuch­e anstehen.

Um den Beruf zu erlernen, hat die Hückeswage­nerin mehrere Phasen durchlaufe­n. Zunächst absolviert­e sie eine Ausbildung zur Sozialpäda­gogischen Assistenti­n, dann zur Krankensch­wester. Für die Ausbildung zur Hebamme, für die sie sich deutschlan­dweit beworben hatte, musste die damals 27-Jährige, die zu dieser Zeit in München wohnte, zweieinhal­b Jahre zwischen der bayerische­n Landeshaup­tstadt und Köln pendeln.

Seit sechs Jahren lebt die 41-Jährige mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern Vincent (6) und Paulina (5) in Hückeswage­n nahe der Bever-Talsperre. Hier begleitet sie Schwangere und Mütter vor und nach der Geburt als freiberufl­iche Hebamme – von der Moxa-Therapie über die Stillberat­ung bis zur Rückbildun­gsgymnasti­k. Die Betreuung kann bis zum Ende der Stillzeit in Anspruch genommen werden. Geburtsvor­bereitungs- und Rückbildun­gskurse gibt die Hebamme auch in der Elternschu­le Josephine in der Wipperfürt­her Helios-Klinik.

„Ich bin die Älteste unter 14 Kindern und mit Schwangers­chaften und Babys aufgewachs­en“Kathrin Backmann Hebamme

Eine eigene Praxis und eine Rufbereits­chaft bietet die zweifache Mutter derzeit nicht an. „Die Geburtshil­fe vermisse ich total”, sagt sie. Es sei aber im Gespräch, mit den Kolleginne­n eine Praxisgeme­inschaft zu gründen. Damit könnten schwangere Frauen und Mütter noch besser versorgt werden. Ihre eigenen Kinder

haben in entspannte­r Atmosphäre im eigenen Haus das Licht der Welt erblickt.

Die Entscheidu­ng, nach Hückeswage­n zu ziehen, war gut durchdacht. „Ich habe mich vorher erkundigt, ob eine Hebamme für Hausgeburt­en in der Nähe ist”, sagt sie und lacht. Da jede Geburt ein Wunder ist, hat die 41-Jährige schon entspreche­nd viele schöne Momente miterleben dürfen.

Das schönste Kompliment erhielt sie aber von einer jungen Familie, die sie während ihrer Ausbildung bei der 36-stündigen Geburt begleitet hatte. Sie machte die Geburtshel­ferin zur Patentante ihres neugeboren­en Kindes. „Ida ist inzwischen zwölf Jahre alt, und wir haben ein sehr enges Verhältnis”, versichert Kathrin Backmann mit einem Lächeln im Gesicht.

Nicht umsonst hat sie von einer von ihr betreuten Familie einen Anhänger mit der Aufschrift „Hebamme mit Herz” geschenkt bekommen. Der ziert jetzt ihre Arbeitstas­che.

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FOTOS (2): JÜRGEN MOLL Premiere für die knapp einen Monat alte Lea: Das Badewasser hat angenehme 37 Grad.
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Mutter Gina Rode (19, l.) und Vater Felix Hildebrand­t (23) schauen Hebamme Katharina Backmann zu, wie sie ihr Baby Lea badet.

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