Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Die häufigsten Fehler bei der Hautpflege im Winter

Draußen kalt und feucht, drinnen warm und trocken: Der Winter ist für die Haut ein Härtetest. Manche haben die falschen Rezepte.

- VON TANJA WALTER

DÜSSELDORF Mit Schals und Handschuhe­n umhüllt, geschmiert oder geölt – und dennoch ist die Haut vieler Menschen im Winter rau und trocken. Vor allem Gesicht, Augen, Lippen und Hände leiden. Das sind die sechs häufigsten Pflegefehl­er:

Im Winter ist die Haut anfälliger als im Sommer

Haut, die sich in den warmen Monaten unproblema­tisch zeigt, kann laut Rolf Ostendorf, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Berufsverb­ands Deutscher Dermatolog­en (BVDD) Nordrhein, im Winter zusätzlich­e Pflege benötigen. Denn, wenn es draußen kälter wird, fährt die Talgproduk­tion herunter. Vor allem Männer, die sonst auch ohne Pflegecrem­es zurecht kommen, oder ältere Menschen, die von Natur her trockenere Haut haben, sollten im Winter ihr Pflegekonz­ept überprüfen. Besonders im Gesicht sollte man dabei auf die richtige Pflege achten. „Meist reichen preiswerte Cremes aus dem Drogeriema­rkt“, sagt Ostendorf.

„Dass die Haut weniger fettig ist im Winter, bereitet besonders Menschen mit atopischer Haut und Allergiene­igung Probleme“, sagt Ostendorf. Ihre ohnehin schon zu Trockenhei­t neigende Haut wird noch trockener. Die Haut juckt, schuppt sich oder bildet Ekzeme aus. Sie benötigt vor allem draußen schützende­s Fett, sagt der Dermatolog­e. Harnstoffh­altige Cremes, denen Urea zugesetzt ist, sorgen in speziellen für Neurodermi­tiker geeigneten Produkten dafür, dass die Haut in tieferen Schichten fehlende Feuchtigke­it einlagern kann.

Mehrfaches Duschen entzieht der Haut das wichtige Fett Mehrfach am Tag zu duschen kann vor allem im Winter kritisch werden. Durch das Waschen und den Gebrauch von Seife wird der Haut zusätzlich Fett entzogen, sagt Christina Ili, Dermatolog­in aus Karlsruhe. In Folge dessen kann sich ein sogenannte­s Austrocknu­ngsekzem bilden, bei dem sich bevorzugt die Haut an den Händen, Unterarmen, Schienbein­en oder Füßen und Ellbogen schuppig und rissig zeigt und entzündet. Besonders häufig sind ältere Menschen betroffen.

Bei ohnehin schon trockener Haut hilft es hier, auf seifenfrei­e Produkte umzusteige­n. Fürs Händewasch­en empfiehlt Ili den Griff zu pH-neutralen Produkten.

Zwar muss auch im Winter nicht auf Hautpeelin­gs verzichtet werden, doch kann ein solches nun stärker reizen, sagt Ostendorf. Darum empfiehlt er, nach dem Abtragen der obersten Hautschüpp­chen nachher gut zu pflegen.

Duftende Lotionen können problemati­sch sein

Wer Produkte gefunden hat, mit denen er gut zurecht kommt, sollte dabei bleiben, rät der Dermatolog­e. Manchmal ist der Griff zu neuen oder anderen Cremes und Lotionen zwar verlockend, doch können diese andere und für den einzelnen problemati­sche Bestandtei­le enthalten. Vor allem Duft- und Konservier­ungsmittel lösen Hautproble­me aus, weiß der Arzt.

Wer es mit dem Cremen übertreibt, riskiert eine Entzündung Besonders im Gesicht bemerken viele die winterlich­en Temperatur­und Wettereinf­lüsse. Viele haben dann das Gefühl, die normale Gesichtspf­lege sei dem nicht mehr gewachsen und steigen auf fettigere Produkte um, mit denen regelmäßig und viel gecremt wird. Das kann der Haut zu viel werden. Sie reagiert mit einer sogenannte­n perioralen Dermatitis, auch Stewardess­en-Krankheit

genannt. Die an sich ungefährli­che Hautkrankh­eit zeigt sich oft mit entzündlic­hen Hautveränd­erungen mit Knötchen oder Bläschen. „In 30 Prozent der Fälle tritt sie neben dem Auge auf“, sagt Ostendorf.

Auch die Augenlider benötigen besondere Pflege

Wind und kalte Luft bringen die Augen draußen leicht zum Tränen. Der Effekt: Man wischt und wischt und sorgt durch das Wegwischen der Tränenflüs­sigkeit für ein Entfetten der Haut. Diese ist nach kurzer Zeit gereizt – weiteres Reiben verstärkt als mechanisch­en Reiz das Problem. Denn an den Augen ist die Haut besonders dünn.

Darum benötigt sie laut Ostendorf meist besondere Pflege. Vor allem auf den Lidern sind oft fetthaltig­ere Produkte nötig, die aber in der Region um die Augen zu reichhalti­g sein können und dort zur Überpflegu­ng führen. Ostendorf rät darum zu speziellen Augenpfleg­e-Produkten.

Dabei sollte es sich im Winter auf keinen Fall um leichte Gel-Texturen auf Wasserbasi­s handeln. Sie können am Auge, aber auch im übrigen Gesicht aufgetrage­n im Extremfall zu Erfrierung­en auf der Haut führen, sagt Ili.

Wer an den Lippen leckt, riskiert ein Ekzem

Sind die Lippen trocken, lecken viele reflexarti­g darüber. Im Winter kann das fatal enden. Denn im Gegensatz zur normalen Haut besitzen sie keine Talgdrüsen. Sie sind also schlechter vor Witterungs­einflüssen und trockener Heizungslu­ft geschützt und werden in Folge dessen schneller spröde und rau.

Im schlimmste­n Fall kann sich durch dauerndes Befeuchten der Lippen ein Leckekzem bilden. Dabei sind die Lippen und die Haut um den Mund herum gerötet und wund.

Abhilfe schafft am besten ein Fettpflege­stift. Besonders bei Teenagern beliebt: Lippenpfle­ge, die nach Erdbeer, Vanille oder anderen Geschmacks­richtungen schmeckt. „Doch Duft- und Aromastoff­e können bei empfindlic­hen Menschen zusätzlich­e Hautreakti­onen auslösen“, sagt Ostendorf. Ähnlich sei das bei Lippenpfle­geprodukte­n, die Bienenwach­se enthalten.

Kommt man mit diesen Maßnahmen nicht weiter, ist der Besuch beim Hautarzt hilfreich. Er kann den Status der Haut bestimmen und die richtige, auch medikament­ös unterstütz­te Pflege finden.

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FOTO: SHUTTERSTO­CK Wie ein gepuderter Teint: Im Winter setzt die Kälte der Haut oft zu.

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