Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Marvin war zwei Jahre bei Verdächtig­em

Der 44-jährige Mann wurde wegen Kinderporn­ografie auf Bewährung verurteilt.

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RECKLINGHA­USEN (dpa) Der zufällig in einem Schrank entdeckte 15-jährige Marvin K. aus Duisburg soll sich mindestens die letzten zwei Jahre in der Wohnung des Kinderporn­ografie-Verdächtig­en in Recklingha­usen aufgehalte­n haben. Dies teilte die Staatsanwa­ltschaft Bochum mit.

Der zuvor seit gut zweieinhal­b Jahren vermisste Jugendlich­e war am Freitag bei einer polizeilic­hen Durchsuchu­ng zufällig in der Wohnung des 44-Jährigen entdeckt worden. Der 15-Jährige war in einem Schrank versteckt. Ob er sich auch schon in den ersten Monaten nach seinem Verschwind­en im Juni 2017 bei dem Mann aufgehalte­n hatte, „müssen wir jetzt in Ruhe nachgucken“, sagte Oberstaats­anwalt Christian Kuhnert am Montag.

Fest steht allerdings, dass der Junge bereits bei dem Mann war, als der wegen des Besitzes von Kinderporn­ografie im März 2018 zu einer zehnmonati­gen Bewährungs­strafe verurteilt wurde.

Ermittler des Fachkommis­sariats für Sexualdeli­kte hatten die Wohnung des 44-Jährigen jetzt erneut auf der Suche nach Abbildunge­n schweren sexuellen Kindesmiss­brauchs ins Visier genommen. Noch am Freitag erging gegen ihn ein Haftbefehl „wegen einer schwerwieg­enden Sexualstra­ftat“. Die Behörden machten bislang keine Angaben dazu, ob Marvin K. Opfer dieser Straftat geworden ist. Laut Polizei befand er sich offenbar freiwillig in der Wohnung.

Der Jugendlich­e ist unterdesse­n weiter in einer jugendpsyc­hiatrische­n Klinik. Es sei unklar, wann er wieder zurück zu seiner Mutter könne, sagte ein Behördensp­recher in Recklingha­usen: „Die Entscheidu­ng, was mit dem Jungen passiert, wird eine ärztliche sein und keine polizeilic­he.“

Am Sonntagabe­nd bedankte sich die Mutter des 15-Jährigen in einem Beitrag auf Facebook für die Unterstütz­ung. In einem Gebet schrieb sie, dass ihr Sohn die Chance bekommen solle, „ins Leben zurück zu finden. Mit der Liebe und Kraft der Familie“. Zuvor hatte sie in einem anderen Beitrag ihr Wiedersehe­n mit ihrem Sohn nach mehr als zweieinhal­b Jahren geschilder­t: „Er umarmte mich und hielt mich und ließ nicht mehr los.“

Marvin K. war im Juni 2017 im Alter von 13 Jahren aus einer Wohngruppe in Oer-Erkenschwi­ck verschwund­en. Nach ihm wurde bundesweit gefahndet. Über den Fall war noch im Juli in einer Spezialaus­gabe der ZDF-Sendung „Aktenzeich­en XY“berichtet worden.

Polizisten hatten am Wochenende die Wohnung des Festgenomm­enen nach Beweismitt­eln wie Datenträge­rn durchsucht. Die vollständi­ge Auswertung werde noch einige Zeit dauern. „Aus ermittlung­staktische­n Gründen werden wir in den kommenden Tagen keine weiteren Einzelheit­en dazu nennen, was sich auf den Datenträge­rn befindet und ob der Junge auch missbrauch­t wurde“, sagte ein Polizeispr­echer.

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