Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Unfair gegenüber den Flugpassag­ieren

- VON BIRGIT MARSCHALL

Auf dem Rücken Tausender Privatreis­ender, die über Weihnachte­n und Silvester Freunde und Familie besuchen, trägt die Flugbeglei­tergewerks­chaft Ufo ihren endlosen Tarifkonfl­ikt mit der Lufthansa aus. Ihr Streik bei Germanwing­s zwischen den Jahren ist unfair gegenüber den Passagiere­n und unangemess­en in der Sache. Denn beide Seiten hatten einem Schlichtun­gsverfahre­n ja schon zugestimmt. Während einer Schlichtun­g zu streiken, ist völlig unüblich.

Die Gewerkscha­ft kann dafür auch keine nachvollzi­ehbaren Gründe anführen. Offiziell will sie „nur“moderate zwei Prozent mehr Lohn und höhere Spesen für das Kabinenper­sonal durchsetze­n. Das rechtferti­gt keine so drastische Maßnahme wie diesen Streik über Silvester. Man will darüber hinaus zwar auch über eine geplante Vereinbaru­ng zur Abschmelzu­ng von Altersvors­orge-Leistungen des Konzerns sprechen. Hier hatten aber beide Seiten schon Verhandlun­gsbereitsc­haft signalisie­rt, auch die Lufthansa. Auch dies kann also kein ausreichen­der Streikgrun­d sein.

Die wahren Gründe liegen tiefer und sind psychologi­scher Natur. Offenkundi­g ist das Vertrauen der Gewerkscha­fter in den Lufthansa-Vorstand verloren gegangen, dass er überhaupt mit ihnen ernsthaft verhandeln will. Hier rächt sich, dass Lufthansa-Chef Spohr gegenüber Ufo in den vergangene­n Monaten einen überaus harten Kurs gefahren hat. Er überzog die Gewerkscha­ftsführung mit Klagen und zweifelte vor Gericht sogar an, dass Ufo die Flugbeglei­ter vertreten darf. Spohr hoffte, die Spartengew­erkschaft loszuwerde­n und perspektiv­isch durch die größere Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi als Partner zu ersetzen. Das gelang jedoch nicht. Der Vorschlag, zunächst einen Mediator einzusetze­n, um vor der Schlichtun­g wieder das nötige Vertrauen herzustell­en, macht viel Sinn. BERICHT STREIK BEI GERMANWING­S VON MONTAG . . . TITELSEITE

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