Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Alle Jahre wieder gute Vorsätze
Es ist nicht schlimm, wenn wir 2020 scheitern – es gibt stets eine neue Chance.
Haben Sie schon einmal gebüßt? Wenn Sie jetzt an schlechtes Gewissen, Sünder-Gewand und christliche Moralvorstellungen denken, dann trifft es den Kern dessen, was mit Buße gemeint ist, nicht. Buße hat in der Bibel zwar immer auch mit Reue zu tun, aber sie ist gar nicht so moralisch gemeint, wie viele denken: Buße ist vielmehr etwas ganz und gar Lebenspraktisches. Sie meint Umkehr – und das ganz handfest. „Du sollst dein Leben ändern“, ist die biblische Devise. Dass die Kirchen ein falsch verstandenes Verständnis von Buße gefördert haben, verdeutlicht ein Witz, den ich bei dem Publizisten Josef Joffe gelesen habe: Weil die Menschen seine Schöpfung schlecht behandeln und es nicht einmal schaffen, menschlich miteinander umzugehen, hat Gott beschlossen, eine Sintflut zu schicken. Er macht das aber nicht heimlich, sondern benachrichtigt den Papst, einen evangelischen Bischof und einen Rabbiner. Und hier sind die Reaktionen der drei: Der Papst startet angesichts des nahen Endes einen Aufruf: „Geht in Sack und Asche und tut Buße.“Der evangelische Bischof fleht zum Himmel, nur noch das Bitten um Gnade könne das Unglück abwenden. Der Rabbiner dagegen ermutigt dazu, unter Wasser leben zu lernen, schließlich bleiben ja noch 72 Stunden. Genau
das ist die Buße, zu der Jesus aufruft: Kehrt um, ändert euer Leben. In diesen Tagen fassen viele von uns wieder einmal Vorsätze für das neue Jahr: mehr Zeit für die Familie, mehr Bewegung oder klimafreundlicher leben. Sie kennen das. Oft halten die Vorsätze allerdings nicht lange. Das macht jedoch nichts, solange wir uns vor Augen halten: Man kann immer wieder neu anfangen. Schwimmen haben wir ja auch nicht an einem Tag gelernt.
Der rheinische Präses Manfred Rekowski schreibt hier an jedem vierten Samstag im Monat. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de