Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Der Planet brennt
Buschfeuer prägen derzeit das Bild in vielen Regionen Australiens – auch eine Folge extremer Dürre und Hitze. Das Problem ist ein globales: Laut der US-Wetterbehörde NOAA war 2019 das zweitheißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.
SYDNEY In Australien brennen nicht nur die Wälder, auch die Menschen ächzen unter der extremen Hitze. Im Staat Südaustralien riefen die Behörden angesichts von Temperaturen von 42 Grad Celsius Alarmstufe rot aus. In New South Wales nutzten rund 1300 Feuerwehrleute eine vorübergehende Abkühlung, um Brandschneisen zu schlagen, bevor die Busch- und Waldbrände mit Eintreffen der am Wochenende erwarteten Hitzewelle dort noch gefährlicher werden. Über die Weihnachtstage wurden in Adelaide bis zu 46 Grad gemessen. Die nächste Hitzewelle soll bis Montag andauern und erneut örtlich Rekordwerte bringen. Was gerade in Australien passiert, ist jedoch nur ein Beleg für eine weltweite Entwicklung: Laut der US Wetterbehörde NOAA wird das Jahr 2019 wohl hinter 2016 als das zweitheißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen in die Statistik eingehen.
„Der Planet Erde schwitzt weiterhin in unerbittlicher Hitze“, heißt es von der Behörde. Von Januar bis November lag die durchschnittliche Temperatur über den Landund Ozeanflächen unseres Planeten nach NOAA-Angaben um 0,94 Grad Celsius über dem Durchschnitt des 20. Jahrhunderts von 14,1 Grad Celsius. Am Rekordjahr 2016 schrammte dieser Zeitraum von 2019 nur ganz knapp vorbei. Unter den zehn heißesten Jahren seit Beginn der Aufzeichnungen finden sich zudem 2015, 2017, 2018, 2014, 2010 und 2013.
Fast überall auf der Welt war es 2019 wärmer als im Durchschnitt. Besonders stark machte sich das in Alaska, dem Nordwesten Kanadas, Zentralrussland sowie im südlichen Afrika, Madagaskar, Australien und Asien bemerkbar. Kühler als im Durchschnitt war es nur in Teilen der USA und im Süden Kanadas, allerdings nicht rekordkalt. In Deutschland liegt 2019 für die Monate von Januar bis Oktober auf Platz zwei der wärmsten Jahre seit 1881, gemeinsam mit 2014. Das teilte der Deutsche Wetterdienst mit. Wärmer war dieser Zeitraum nur im Jahr 2018.
Etliche anhaltende globale Trends machen Forschern weiter Sorgen: Dazu zählen die geringe Ausbreitung der Eisdecke in Arktis und Antarktis, extreme Wetterereignisse wie Dürren oder Wirbelstürme sowie der hohe Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2). Auch die Aussichten für 2020 verheißen keine Besserung: Nach Einschätzung von Wissenschaftlern dürfte Ende nächsten Jahres das Klimaphänomen El Niño wieder in der Pazifikregion auftreten.
Dieses alle paar Jahre in unregelmäßigen Abständen auftretende Phänomen geht mit wärmeren Wassertemperaturen im tropischen Pazifik einher. In der Folge verschieben sich aufgrund von veränderten Luft- und Meeresströmungen weltweit Wetterbedingungen. Als wichtigstes Phänomen natürlicher Klimaschwankungen kann El Niño etwa Überflutungen in Südamerika auslösen, Dürren in Australien und Missernten in Indien.
„El Niño“heißt übersetzt „das
Kind“und spielt auf das Christkind an, weil sich das Phänomen, das alle zwei bis sieben Jahre auftritt, immer um die Weihnachtszeit herum herauskristallisiert. Allerdings ist eine genaue Vorhersage schwierig, da komplexe Daten verschiedener Computermodelle bewertet und verglichen werden müssen. Laut einem deutsch-israelischen Forscherteam, dessen Vorhersageverfahren nach eigenen Angaben auch langfristige Prognosen ermöglichen soll, liegt die Wahrscheinlichkeit für El Niño im Winter 2020 bei rund 80 Prozent. Neben den beschriebenen Folgen würde auch die globale Durchschnittstemperatur weiter in die Höhe getrieben.
Die Menschen in Australien müssten sich möglicherweise darauf einstellen, dass die verheerenden Buschbrände der vergangenen Monate im Sommer gehäuft auftreten. Seit Oktober vernichteten die Feuer nach Angaben der Behörden bereits mehrere Millionen Hektar Land. Mehr als 1000 Häuser wurden zerstört. Acht Menschen starben bislang. Nun soll auch Militär die rund 2000 Feuerwehrleute im Land unterstützen. (mit dpa)