Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Ohne Gemeindegrenzen miteinander beten
Die Evangelische Allianz lädt vom 12. bis 19. Januar zur Allianzgebetswoche ein – und wird damit Teil einer weltweiten Bewegung.
WERMELSKIRCHEN Manchmal, wenn sich Michael Gelen die Stadt, das Land und die Welt ansieht, dann kommt er zu dem Schluss: „Wir müssen gemeinsam beten.“Dann lässt ihn der Gedanke nicht mehr los, dass es wichtig ist, gemeinsam an einem Strang zu ziehen und mit Gott ins Gespräch zu gehen – ganz egal, aus welcher Gemeinde.
„Die Menschen haben manchmal den Eindruck, dass die Kirchen allzu sehr mit sich selbst beschäftigt sind“,
Michael Gelen Vorsitzender der Evangelischen Allianz
Deswegen zögerte er damals auch nicht, als ihm die Einladung für einen Allianzgebetsabend in den Briefkasten flatterte. Menschen aus den evangelischen Gemeinden in Wermelskirchen luden zum gemeinsamen Beten ein – für die Stadt. „Ich war damals neugierig und gespannt“, sagt Michael Gelen heute. Schließlich wusste er von den Unterschieden der Menschen und der Gemeinden. Aber dann saß er in der Runde der Evangelischen Allianz – und betete. „Es ist viel möglich, wenn wir Jesus als gemeinsames Fundament sehen“, erkannte er damals. Und deswegen blieb er und wurde in diesem Jahr sogar zum Vorsitzenden der Evangelischen Allianz gewählt.
Neben den regelmäßigen Gebetsabenden in kleinerer Runde, bei denen Vertreter der freikirchlichen Gemeinden und der Evangelischen Kirchengemeinde in Wermelskirchen zusammensitzen und beten, beteiligt sich der Verbund regelmäßig an der Allianzgebetswoche. Eine Woche lang sind alle Interessierten zum gemeinsamen Beten und Singen eingeladen – in den verschiedenen Gemeindehäusern der Stadt. In diesem Jahr findet die Gebetswoche weltweit vom 12. bis 19. Januar statt und steht unter dem Titel „Wo gehöre ich hin? – Lass dich von Gott neu ausrichten“. Der Name der Reihe ist dann Programm: Die Besucher beten gemeinsam. Es gibt viel Musik, jeden Abend einen kleinen Impuls und dann die Möglichkeit, gemeinsam zu beten – mal in Kleingruppen, mal im Plenum. Zum großen Abschlussgottesdienst feiern die evangelischen Christen der Stadt gemeinsam und lassen die Woche dann mit einem gemeinsamen Mittagessen ausklingen. „Die Menschen haben manchmal den Eindruck, dass die Kirchen allzu sehr mit sich selbst beschäftigt sind“, sagt Gelen. Die Allianzgebetswoche steuert gegen: Sie besinne sich
auf die Kraftquelle, auf den Kontakt mit dem Schöpfer und Retter und sie nehme die Stadt in den Blick – über die Grenzen der Gemeinden hinaus.
„Wir sind verschieden“, weiß Michael Gelen. Es gebe unterschiedliche Ansichten und Temperamente,
und es gebe eben auch jene Themen, die man nicht mehr miteinander diskutiere. „Wir kennen unser Gegenüber, haben unsere eigene Meinung und lassen uns gegenseitig stehen, wie wir sind“, sagt Gelen. Unterschiede aushalten. Schließlich seien sie sich in ihrem Fundament sicher und einig. „Jesus“, sagt der Vorsitzende der Evangelischen Allianz. Es sei wichtig, dass es verschiedene Gemeinden in der Stadt gebe, wichtig, dass jede für sich differenziere. „Weil die Menschen selbst eben auch unterschiedlich sind“, erklärt Gelen. Aber gleichzeitig brauche man auch die Einheit. Die Gemeinden müssten wieder enger zusammenrücken, das setze Kraft frei und erinnere daran, dass man gemeinsam unterwegs sei. Er könne sich auch vorstellen, Katholiken bei der Gebetsrunde willkommen zu heißen. Längst hat der Wunsch, über die Grenzen der Gemeinden hinaus Kontakt miteinander aufzunehmen, auch die Kinder und Jugendlichen erreicht. Von der Hoffnungswoche bis zum Festival „Youthnited“und dem Winterspielplatz, der ab Donnerstag als gemeinsames Projekt der Allianz Kinder zum Spielen in die Katt einlädt: Die evangelischen Christen in Wermelskirchen bündeln ihre Kräfte.
Ganz bewusst haben die Gastgeber der Allianzgebetswoche in diesem Jahr auch alle Generationen in den Fokus genommen. Schließlich sei das Gebet keine Frage des Alters, sagt Gelen. Deswegen steht beispielsweise der Dienstag in der Allianzgebetswoche unter dem Motto „Come together – Lobpreis der Generationen“. So könne Gebet eben auch klingen.
Und weil sich bei der Allianzgebetswoche alle Christen in Wermelskirchen zuhause fühlen sollen, setzen die Veranstalter auf die Vielfalt der Lieder und der Sprache.