Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Keine Scheu vor Wind und Wetter
Fahrradfahren macht auch im Winter Spaß? Wenn man ein paar Dinge beachtet, dann auf jeden Fall, sagt Sabine Krämer-Köx.
WERMELSKIRCHEN Sabine Krämer-Kox hat nur eine Schmerzgrenze, wenn es um das Radfahren geht. „Bei Schnee fahre ich nicht mehr“, sagt sie. Ansonsten gilt für die 53-Jährige: „Ich radele bei Wind und Wetter.“Natürlich auch im Winter.
Das große Problem sei nicht die Kälte. Gegen die könne man sich mit guter Funktionskleidung und warmen Handschuhen schützen. Und auch Regen sei für sie kein Problem. Zum einen könne sie sich an ihrem Arbeitsplatz umziehen und zum anderen würde Funktionskleidung auch hier das Schlimmste abhalten. „Die Dunkelheit ist für Fahrradfahrer gefährlich. Denn trotz Warnwesten wird man da schnell mal übersehen“, sagt die ADFC-Aktivistin. Daher gehörten neben den knallgelben Westen auch Strahler, Reflektorenstreifen an den Reifen und Reflektoren an den Pedalen zur Standardausrüstung in der dunklen Jahreszeit.
Für Sabine Krämer-Köx ist das Fahrradfahren nicht nur ein Fortbewegungsmittel, für die 53-Jährige steckt ein besonderer Ehrgeiz dahinter. „Ich will nicht vom Auto abhängig sein, sondern meine Zeile auf umweltfreundliche Weise per Fahrrad oder auch zu Fuß erreichen“, sagt sie. Umwelt- und Klimaschutz sei ein wichtiges Thema, eines, dass die Gesellschaft als Ganzes betreffe. Aber auch jenseits davon wolle Sabine Krämer-Köx ein Zeichen setzen, wie sie sagt: „Die Lärmbelästigung durch Verkehr wird ja immer schlimmer. Ich wohne an einer Kreisstraße und höre den Lärm morgens und abends. Ich will dagegen ein Zeichen setzen“, sagt die 53-Jährige.
Gerne zitiert sie an dieser Stelle den US-amerikanischen Wissenschaftler Bill Nye: „Radfahren ist ein großer Teil der Zukunft. Es muss so sein. Es läuft etwas falsch in einer Gesellschaft, die mit dem Auto zum Training ins Fitnessstudio fährt.“Ein Fitnessstudio braucht Sabine Krämer-Kox hingegen gar nicht. Das hat sie auf ihrem Zweirad immer bei sich. „Ich bin 2018 etwa 10.000 Kilometer geradelt, 2019 werde ich etwas darunter liegen“, sagt sie.
Sie habe zwar ein Auto, aber empfinde keine große Liebe dazu. Ganz im Gegenteil: „Ich hasse Autofahren“, sagt sie lächelnd. Kein Wunder, dass sie damit in diesem Jahr auch nur 815 Kilometer gefahren sei. Hauptsächlich dann, wenn sie große Einkäufe zu tätigen hat: „Die 20-Kilo-Säcke mit Möhren für die Karnickel sind mit dem Rad dann doch etwas schwer.“
Die 53-Jährige bricht eine Lanze für das Fahrrad: „Überall sind Autos, alles ist verstopft und zugeparkt. Alle scheinen die Nutzung des Autos als selbstverständlich zu betrachten – ich nicht.“Sie freue sich, dass immer mehr Menschen auf das Fahrrad umsteigen würden. „Nicht zuletzt auch deswegen, weil ihnen zunehmend eine entsprechende Infrastruktur geboten wird.“
Das Fahrradfahren sei zwar kein Zwang, aber durchaus ein großer Ehrgeiz, sagt Sabine Krämer-Kox. „Ich möchte so viele Kilometer wie möglich im Jahr fahren. Beim Stadtradeln in Burscheid habe ich 1353 Kilometer in drei Wochen geschafft. Ich war da die Radlerin mit der höchsten Einzelwertung“, sagt sie. Ansonsten sei sie ein großer Trassenfan und organisiere Touren für den ADFC. „Die Saison ist aber nur im Sommer, weil man in der dunklen Jahreszeit die Leute nicht so leicht motiviert bekommt. Außerdem wird es ja schon recht früh dunkel“, sagt sie. Sie liebe die Trassen, weil sie so schön ruhig seien. Zur Arbeit nach Wermelskirchen fahre sie immer mit dem normalen Fahrrad, ein Pedelec habe sie indes mittlerweile auch. „Da eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten. Etwa zur Neye-Talsperre ins Oberbergische oder über die Sambatrasse in Wuppertal.“
Einige Tipps habe sie dann aber doch noch für all jene, die im Winter radeln wollten. „Man sollte vor Regen und Nässe keine Scheu haben. Und trotz Kapuze oder Mütze nicht auf den Helm verzichten. Ich habe mir da jetzt etwa eine Sturmhaube gekauft, die ich unter den Helm anziehe, dann ist es auch schön warm.“Außerdem sollte man bei Wegstellen, die im Schatten liegen, vorsichtig sein. „Denn auch wenn der Rest der Straße in Ordnung ist, kann es dort wegen Raureif oder überfrorener Nässe glatt sein“, sagt Sabine Krämer-Kox. Überhaupt solle man sich auf Brücken und auf den Trassen genau davor hüten.