Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Solidarität ist eine Stärke der Stadt
Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz hofft, dass der Wahlkampf im kommenden Jahr erst so spät wie irgendwie möglich beginnt.
REMSCHEID Seit fünfeinhalb Jahren bekleidet Burkhard Mast-Weisz (SPD) das Amt des Oberbürgermeisters. Als Chef der Verwaltung hat er die Stadt Remscheid noch einmal anders erlebt als in seiner Zeit als Sozialdezernent und kommissarischer Kämmerer.
„Die Stadt kann unheimlich solidarisch sein“, sagt Mast-Weisz im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Bürger engagierten sich in ihrem Stadtteil in vielfältiger Weise. Sei es bei der Flüchtlingshilfe 2015, sei es bei den ideellen Weihnachtsmärkten, im Initiativkreis Kremenholl, bei der Entwicklung des Honsbergs oder beim Foodsharing, bei dem eine Gruppe von Frauen dafür sorge, dass weniger Lebensmittel im Müll landen. Diese verschiedenen Formen der Solidarität seien eine der Stärken der Stadt. Einer Stadt, die vor großen Herausforderungen steht.
Im nächsten Jahr gibt es für den Oberbürgermeister große Themenblöcke, die es zu bearbeiten gilt. Die Stadtentwicklung mit der Gewinnung von Gewerbe- und Wohnflächen, die Vitalisierung der Innenstadt und der Bau des DOC stehen ganz oben auf der Prioritätenliste. Aber auch die Modernisierung der Schulen und der Ausbau der Kindertagesstätten müssen intensiv vorangetrieben werden. Und als fast tägliche Wiedervorlage wird bei ihm die Unterstützung der Menschen auftauchen, die in Remscheid arm und einsam sind.
Vor ein paar Wochen habe in seinem Zimmer ein Obdachloser gesessen, der eine Wohnung suchte. Er habe einen hilfreichen Kontakt herstellen können. Solche Begegnungen mit Bürgern würden ihn erden. „Ich möchte mir in diesem Amt die Fähigkeit erhalten, berührbar zu sein“, sagt der OB. Es seien die vielen kleinen Begegnungen mit Menschen, die zu vielen freudigen Momenten in seinem Amt führen. Dazu zählten auch die Augenblicke, wenn plötzlich eine Schar von Kindern auf ihn zu läuft und seinen Namen ruft und sich damit an einen Besuch des Oberbürgermeisters in ihrem Kindergartens erinnerten.
Auf die politisch größte Freude musste der OB bis einen Tag vor Weihnachten warten. Vor einem Notar haben Wuppertal und Remscheid den Klageverzicht erklärt und damit den Streit ums DOC beigelegt. Nichts habe ihn in diesem Jahr so sehr verärgert, wie die vertane Zeit durch den DOC-Streit. Selbst die Beleidigungen und Respektlosigkeiten der beiden Ratsmitglieder von Pro Deutschland habe er schneller weggesteckt. Überhaupt: Ärger nehme er nicht mit nach Hause. Wenn er am nächsten Morgen um 6.30 Uhr an seinem Schreibtisch sitze, freue er sich auf den Tag.
Als Chef der Verwaltung sieht er im nächsten Jahr die Herausforderung, die Stadt so zu führen, dass sie „ein guter Dienstleister“sein kann. Personalausfall durch Krankheit oder Weggang der Mitarbeiter lasse sich nicht mehr so leicht wie in früheren Zeiten ausgleichen. Manchen Abteilungen werde sehr viel abverlangt. „Wir funktionieren nicht schlechter und nicht besser als andere Städte“, sagt Mast-Weisz.
Wird der Kommunalwahlkampf die Arbeit der Verwaltung bremsen? „Ich hoffe, dass der Wahlkampf so spät wie irgendwie möglich beginnt“, sagt Burkhard Mast-Weisz. Er geht nicht davon aus, dass die Schwäche seiner Partei, der SPD, einen großen Einfluss auf die Auseinandersetzung hat. „In der Kommunalpolitik geht es nicht um rote, schwarze oder grüne Politik, sondern nur um kluge oder schlechte Entscheidungen“, sagt Mast-Weisz. Das solle der Bürger im September an der Wahlurne dann selbst beurteilen.