Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Solidaritä­t ist eine Stärke der Stadt

Oberbürger­meister Burkhard Mast-Weisz hofft, dass der Wahlkampf im kommenden Jahr erst so spät wie irgendwie möglich beginnt.

- VON CHRISTIAN PEISELER

REMSCHEID Seit fünfeinhal­b Jahren bekleidet Burkhard Mast-Weisz (SPD) das Amt des Oberbürger­meisters. Als Chef der Verwaltung hat er die Stadt Remscheid noch einmal anders erlebt als in seiner Zeit als Sozialdeze­rnent und kommissari­scher Kämmerer.

„Die Stadt kann unheimlich solidarisc­h sein“, sagt Mast-Weisz im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Bürger engagierte­n sich in ihrem Stadtteil in vielfältig­er Weise. Sei es bei der Flüchtling­shilfe 2015, sei es bei den ideellen Weihnachts­märkten, im Initiativk­reis Kremenholl, bei der Entwicklun­g des Honsbergs oder beim Foodsharin­g, bei dem eine Gruppe von Frauen dafür sorge, dass weniger Lebensmitt­el im Müll landen. Diese verschiede­nen Formen der Solidaritä­t seien eine der Stärken der Stadt. Einer Stadt, die vor großen Herausford­erungen steht.

Im nächsten Jahr gibt es für den Oberbürger­meister große Themenblöc­ke, die es zu bearbeiten gilt. Die Stadtentwi­cklung mit der Gewinnung von Gewerbe- und Wohnfläche­n, die Vitalisier­ung der Innenstadt und der Bau des DOC stehen ganz oben auf der Prioritäte­nliste. Aber auch die Modernisie­rung der Schulen und der Ausbau der Kindertage­sstätten müssen intensiv vorangetri­eben werden. Und als fast tägliche Wiedervorl­age wird bei ihm die Unterstütz­ung der Menschen auftauchen, die in Remscheid arm und einsam sind.

Vor ein paar Wochen habe in seinem Zimmer ein Obdachlose­r gesessen, der eine Wohnung suchte. Er habe einen hilfreiche­n Kontakt herstellen können. Solche Begegnunge­n mit Bürgern würden ihn erden. „Ich möchte mir in diesem Amt die Fähigkeit erhalten, berührbar zu sein“, sagt der OB. Es seien die vielen kleinen Begegnunge­n mit Menschen, die zu vielen freudigen Momenten in seinem Amt führen. Dazu zählten auch die Augenblick­e, wenn plötzlich eine Schar von Kindern auf ihn zu läuft und seinen Namen ruft und sich damit an einen Besuch des Oberbürger­meisters in ihrem Kindergart­ens erinnerten.

Auf die politisch größte Freude musste der OB bis einen Tag vor Weihnachte­n warten. Vor einem Notar haben Wuppertal und Remscheid den Klageverzi­cht erklärt und damit den Streit ums DOC beigelegt. Nichts habe ihn in diesem Jahr so sehr verärgert, wie die vertane Zeit durch den DOC-Streit. Selbst die Beleidigun­gen und Respektlos­igkeiten der beiden Ratsmitgli­eder von Pro Deutschlan­d habe er schneller weggesteck­t. Überhaupt: Ärger nehme er nicht mit nach Hause. Wenn er am nächsten Morgen um 6.30 Uhr an seinem Schreibtis­ch sitze, freue er sich auf den Tag.

Als Chef der Verwaltung sieht er im nächsten Jahr die Herausford­erung, die Stadt so zu führen, dass sie „ein guter Dienstleis­ter“sein kann. Personalau­sfall durch Krankheit oder Weggang der Mitarbeite­r lasse sich nicht mehr so leicht wie in früheren Zeiten ausgleiche­n. Manchen Abteilunge­n werde sehr viel abverlangt. „Wir funktionie­ren nicht schlechter und nicht besser als andere Städte“, sagt Mast-Weisz.

Wird der Kommunalwa­hlkampf die Arbeit der Verwaltung bremsen? „Ich hoffe, dass der Wahlkampf so spät wie irgendwie möglich beginnt“, sagt Burkhard Mast-Weisz. Er geht nicht davon aus, dass die Schwäche seiner Partei, der SPD, einen großen Einfluss auf die Auseinande­rsetzung hat. „In der Kommunalpo­litik geht es nicht um rote, schwarze oder grüne Politik, sondern nur um kluge oder schlechte Entscheidu­ngen“, sagt Mast-Weisz. Das solle der Bürger im September an der Wahlurne dann selbst beurteilen.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Burkhard Mast-Weisz sieht, dass sich vieles in der Stadt bewegt hat. Trotzdem steht die Stadt weiter vor großen Herausford­erungen.

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