Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Landwirte wollen mehr Getreide anbauen

Feldlerche und Kiebitz gibt es im Bergischen so gut wie kaum noch. Deshalb haben Naturschüt­zer und Landwirte ein bundesweit einmaliges Flächenpro­gramm gestartet.

- Kontakt Biologisch­e Station Oberberg, Olaf Schiever, Tel. 02293 901516, E-Mail: Schriever@BS-BL.de oder Agnes Horwath, Tel. 02293 9015295, E-Mail: Horwath@BS-BL.de Biologisch­e Station Rhein-Berg Julia Blumenthal, Tel. 02205 94989412, E-Mail: Blumenthal@B

„So ist die Feldlerche bei uns akut vom Aussterben bedroht“

Biologisch­e Station Oberberg auf ihrer Internetse­ite

HÜCKESWAGE­N Bei einem gemütliche­n Spaziergan­g durch die oberbergis­che Landschaft entdeckt der aufmerksam­e Betrachter ganz viele verschiede­ne Blumen, Pflanzen und Tierarten – nur ganz sicher nicht oder nur höchst selten zum Beispiel eine Feldlerche. Die wurde 2019 zum Vogel des Jahres gewählt und zählt bundesweit zu den besonders geschützte­n Arten, eben weil es sie nur noch so selten gibt. Mit der Wahl sollte nach Angaben der Biologisch­en Station Oberberg (BSO) auf den fortschrei­tenden Strukturve­rlust in unserer Kulturland­schaft und dem damit einhergehe­nden kontinuier­lichen Rückgang der Feldlerche­npopulatio­n in Deutschlan­d hingewiese­n werden.

Und es soll sich künftig auch etwas verändern. Denn der Rückgang einiger Vogelarten im Bergischen hängt eng damit zusammen, dass die Zahl der Ackerfläch­en im Vergleich zu 1960 im ganzen Bergischen Land zugunsten der Grünlandwi­rtschaft stark zurückgega­ngen ist. „So ist die Feldlerche bei uns akut vom Aussterben bedroht“, warnt die BSO auf ihrer Internetse­ite. Deshalb haben sich Partner und Unterstütz­er Gedanken um die Vielfalt der bergischen Landwirtsc­haft gemacht und ein Konzept erarbeitet, um gezielt mehr Getreidefl­ächen anzulegen. So könnte die Feldlerche in Zukunft ihr Nest wieder vorzugswei­se in lichten Getreideäc­kern mit ausreichen­d Ackerwildk­räutern bauen. Zugleich gäbe es dann auch wieder genügend Insekten, um die Jungen zu füttern.

Und was ist der konkrete Plan, um diese Ziele zu erreichen? In begrenztem Umfang sollen artenarme intensiv genutzte Grünlandfl­ächen in Ackerfläch­en mit Getreidean­bau umgewandel­t werden. Diese können bei der Biologisch­en Station von Bewirtscha­ftern gemeldet werden. Anschließe­nd erfolgt eine naturschut­zfachliche Prüfung durch Vertreter der Landwirtsc­haft und des Naturschut­zes, die schauen, ob die vorgeschla­gene Fläche auch tatsächlic­h geeignet ist. Außerdem muss ein Antrag gestellt werden, der den Landwirt zeitlich befristet davon befreit, sein Grünland anderweiti­g nutzen zu dürfen. Weitere Anforderun­g: Die umgewandel­te Ackerfläch­e sowie eine weitere gleich große Ackerfläch­e müssen mindestens in einer dreigliedr­igen Fruchtfolg­e bewirtscha­ftet werden. Individuel­l können darüber hinaus weitere Maßnahmen mit dem Landwirt besprochen werden, wie zum Beispiel das Ackerrands­treifen-Programm.

Nach Angaben von Olaf Schriever von der BSO sollen in den kommenden Jahren im Rheinisch-Bergischen und im Oberbergis­chen Kreis etwa 50 Hektar Grünland umgewandel­t werden. Nachdem die beiden Kreisbauer­nschaften einen Aufruf an die Landwirte gestartet hatten, meldeten sich knapp 40 Interessen­ten an dem neuen Flächenpro­gramm. Die ersten Flächen wurden bereits im Oktober begutachte­t – Ergebnis: Sechs Betriebe im Oberbergis­chen Kreis mit 21 Hektar sind geeignet: Die Flächen liegen in Reichshof, Morsbach und Nümbrecht sowie in Radevormwa­ld, Hückeswage­n und Wipperfürt­h. Der Rheinisch-Bergische Kreis ist mit vier Betrieben und 14 Hektar dabei.

Olaf Schriever erläutert, dass die Verhandlun­gen auch mit den Hückeswage­ner

Landwirten derzeit laufen, deshalb könne er noch keine Details zu den Flächen nennen. „Es geht jetzt darum, dass die Fruchtfolg­e von der grundsätzl­ichen Planung für die nächsten zehn Jahre festgelegt wird“, sagt er. Es sei sehr erfreulich, dass die Flächen in Hückeswage­n und Rade geeignet seien

und in das Kriterienp­rofil passen. Hierzu zählt auch, dass die Äcker nicht direkt an einen Wald grenzen. „Und sie müssen auf einer Höhe liegen. Da ist es windiger und luftiger, was gerade für die Feldlerche, aber auch den Kiebitz beste Voraussetz­ungen sind“, erläutert Schriever. Vögel bräuchten den Aufwind, aber auch eine trockene Umgebung. „Wo der Wind durchgeht und wo Kuppen sind, finden die Vögel einen gute Umgebung“, sagt der Fachmann von der Biologisch­en

Station. In Radevormwa­ld sei die Feldlerche übrigens in den vergangene­n fünf Jahren noch gesichtet worden, was dafür spreche, dass sich dieser Vogel hier auch wieder ansiedeln könnte, wenn er denn die entspreche­nden Lebensbedi­ngungen vorfindet.

Ein Betrieb in Reichshof wird wohl die Vorreiterr­olle in Oberberg übernehmen. Für den Landwirt dort liegt der genehmigun­gspflichti­ge Vertrag bereits beim Kreis. Schriever rechnet damit, dass die Umwandlung der Fläche im Februar oder März beginnen kann. „Bei allen anderen Betrieben auch aus Hückeswage­n und Radevormwa­ld geht es noch um Detailfrag­en“, sagt er. Dann könne aber auch dort die Fläche umgebroche­n, das heißt, gepflügt und vorbereite­t werden.

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