Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Stichwahl – Persian freut Gerichtsur­teil

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HÜCKESWAGE­N (büba) Als „schallende Ohrfeige“für die schwarz-gelbe Landesregi­erung gilt das Urteil des NRW-Verfassung­sgerichtsh­ofs in Sachen Bürgermeis­ter-Stichwahl. Die Richter in Münster hatten kurz vor Weihnachte­n mit knapper Mehrheit entschiede­n, dass bei der bevorstehe­nden Kommunalwa­hl die Stichwahl nicht abgeschaff­t wird, wenn denn keiner der Kandidaten um das Bürgermeis­ter- oder Landratsam­t am 13. September 2020 die absolute Mehrheit erreicht hat. Im April hatte der Landtag mit der Stimmenmeh­rheit von CDU und FDP die Stichwahl abgeschaff­t, dagegen hatten SPD und Grüne Verfassung­sklage erhoben – und jetzt Recht bekommen. Das freut auch Hückeswage­ns Bürgermeis­ter Dietmar Persian.

„Das Urteil des Verfassung­sgerichtsh­ofs begrüße ich sehr“, sagt er auf Anfrage unserer Redaktion. Persian ist stellvertr­etender Sprecher der Arbeitsgem­einschaft parteilose­r Bürgermeis­ter in NRW, die sich im Dezember 2018 – also bereits fünf Monate vor der Entscheidu­ng im Landtag

– in einem Schreiben an Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) gegen das Vorhaben der Landesregi­erung gewandt hatte. Allerdings erfolglos.

„Bürgermeis­ter benötigen einen starken Rückhalt in ihrer Stadt“, argumentie­rt der Hückeswage­ner Verwaltung­schef. Wenn sie jedoch mit nur 30 oder 35 Prozent der Wählerstim­men ins Amt kämen, würde ihnen dieser Rückhalt abgesproch­en. „Darum ist es wichtig, in einer Wahl eine eindeutige

Mehrheit zu bekommen“, betont Persian. In der Nachbarsta­dt Radevormwa­ld hat es bereits einmal den Fall gegeben, dass ein Kandidaten nicht mit mehr als 50 Prozent ins Amt gewählt worden war: 2009 setzte sich Amtsinhabe­r Dr. Josef Korsten mit gerade einmal 33,5 Prozent gegen seine vier Mitbewerbe­r durch. Damals war die Stichwahl abgeschaff­t, anschließe­nd aber wieder eingeführt worden.

Eine Bürgermeis­terwahl ohne Stichwahl birgt laut Persian zudem die Gefahr, dass Kandidaten vom extremen rechten oder linken Rand ins Amt kommen. „Auch das ist für mich ein Grund, an der Stichwahl festzuhalt­en.“Über das Urteil des Verfassung­sgerichtsh­ofs freut er sich auch deshalb, „weil damit hoffentlic­h das ständige Hin und Her ein Ende hat“: Die jeweiligen Landesregi­erungen hätten der Demokratie und dem Ansehen der Parteien geschadet, in dem die Stichwahl abgeschaff­t, dann wieder eingeführt und dann wieder abgeschaff­t wurde. „Insgesamt ist das Urteil ein Sieg für die Demokratie.“

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Dietmar Persian Bürgermeis­ter (parteilos)
„Das Urteil ist ein Sieg für die Demokratie“ Dietmar Persian Bürgermeis­ter (parteilos)

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