Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
28. Dezember 1895
Wilhelm Conrad Röntgen machte seine wichtigste Entdeckung zufällig. Eigentlich hatte er mit der damals neuartigen Kathodenstrahlung experimentiert, als er an einem Tag plötzlich bemerkte, dass eines seiner Testpapiere reagierte, obwohl das Labor abgedunkelt und die Kathodenröhre abgedeckt war. Das Papier hatte auf unsichtbare Strahlen reagiert, die noch niemand zuvor beschrieben hatte. Am 28. Dezember 1895 reichte Röntgen das Manuskript „Über eine neue Art von Strahlen“bei der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft in Würzburg ein. Röntgen nannte seine Entdeckung zunächst „X-Strahlen“, doch in deutschsprachigen und vielen anderen europäischen Ländern spricht man bis heute von Röntgenstrahlen. Der Wissenschaftler fand bald heraus, dass Materialien je nach ihrer Dichte unterschiedlich durchdrungen wurden. Dann veröffentlichte er die ersten Bilder. Berühmt wurde vor allem eine Aufnahme der Hand seiner Frau. Die Ringe scheinen über den Knochen der Finger zu schweben. Besonders für Mediziner erschien Röntgens Entdeckung geradezu magisch: Endlich konnte man das Innere eines Patienten einsehen, ohne ein Skalpell in die Hand zu nehmen. An Nebenwirkungen dachte noch niemand. Erst Jahre später wurde deutlich, dass von Röntgenstrahlen auch eine Gesundheitsgefahr ausgeht. 1901 erhielt Röntgen den ersten Nobelpreis für Physik, der jemals verliehen wurde.